Innovativer Mathematikunterricht kann sich heute vor
allem zweier Methoden bedienen, die auf Entwicklungen und Erfahrungen
der vergangenen Jahrzehnte beruhen: Einerseits stehen elektronische
Werkzeuge, interaktive Lernmedien und die Technologie zur Gestaltung
und Nutzung derartiger Lernhilfen mehr oder weniger allgemein zur
Verfügung. Andererseits wurden in der Vergangenheit zahlreiche
methodisch-didaktische Ansätze eines schülerInnenzentrierten,
eigenverantwortlichen Unterrichts entwickelt und von engagierten
KollegInnen in die Praxis umgesetzt. Weiters wurden Anstrengungen
unternommen, diese beiden Methodenbereiche systematisch zu kombinieren.
Konkrete Anwendungen beschränken sich aber in der Praxis
meist auf isolierte, zeitlich beschränkte, in "herkömmliche"
Unterrichtsformen eingebettete Phasen. Dies wirft einige Probleme
auf: Besitzt der Einsatz "Neuer Medien" und "Neuer
Lernkultur" den Charakter eines "Zusatzaufwands"
für LehrerInnen und SchülerInnen, so berührt er
die zentralen Lerninhalte und Lernziele bestenfalls am Rande und
geht an den Hauptproblemen des Mathematikunterrichts vorbei -
die mit diesen Techniken anvisierten Vorteile werden nicht ausgeschöpft.
Zudem ist dann eine Evaluation der eingesetzten Techniken im Hinblick
auf die im Unterricht zu erwerbenden Kompetenzen (die durch die
gegenwärtige Entwicklung und Etablierung von Bildungsstandards
hinreichend expliziert werden) besonders schwierig.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Notwendigkeit der Entwicklung
langfristig angelegter, durchgängiger Unterrichtsformen als
besonders wichtig. Im Rahmen der Initiative Medienvielfalt im
Mathematikunterricht (http://www.austromath.at/medienvielfalt/)
wird die Gestaltung exemplarischer "Längsschnitte"
für einen mediengestützten und schülerInnenzentrierten
Unterricht (von der 1. bis zur 8. Klasse) in Angriff genommen.
Anhand des thematischen Beispiels "Funktionale Abhängigkeiten"
wird gezeigt, auf welche bisherigen Materialien, Konzepte und
Erfahrungen dabei zurückgegriffen werden kann und welche
Perspektiven sich für die mathematische Begriffsbildung,
die Exaktifizierung von Denkmodellen und die Vernetzung gelernter
Inhalte ergeben.