Univ. Doz. Dr. Franz Embacher
Institut für Theoretische Physik der
Universität Wien
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Projektbeschreibung
Hypertextstruktur für CD-ROM Mathematik
Antrag an die Österreichische Nationalbank, September 1997
Das Projekt "Hypertextstruktur für CD-ROM Mathematik" ist Teil
des multimedialen Entwicklungsprojekts
"CD-ROM Mathematik", das die Erstellung eines einheitlichen
Lernmediums für Regelschule (AHS und BHS Oberstufe),
Erwachsenenbildung (insbedondere Studienberechtigungsprüfung und
Berufsreifeprüfung; mit besonderer Eignung zum Fern- und
Selbststudium) und einzelne Universitätsstudien zum Ziel hat.
Was die Regelschule betrifft, soll es sowohl für den Unterricht
als auch zum Nachlernen (Nachhilfe) geeignet sein.
Allgemeines zum Gesamtprojekt "CD-ROM Mathematik"
Im folgenden werden die Grundzüge des
Gesamtprojekts "CD-ROM Mathematik" skizziert.
Entnehmen Sie bitte weitere Informationen
der "Projektbeschreibung CD-ROM Mathematik".
(Beilage)
Die Grundkonzeption besteht in der Einheit verschiedener
Ebenen, die sich in allen Kapiteln
wiederfinden, und innerhalb derer jeweils verschiedene Möglichkeiten
angesiedelt sind, das elektronische Medium zur Unterstützung des
Lernprozesses zu nützen. Die Ebenen sind
-
Text 1, Text 2
-
Demonstrationsbeispiele
-
Beispiele 1, Beispiele2
-
Fehler
-
Wissenswertes, Historisches, Literatur, Notizen
In den Textebenen wird "im Stil eines Lehrbuchs" der
fachliche Stoff vorgestellt.
(Gerade dies fehlt in vielen der
heute auf dem Markt befindlichen elektronischen
Mathematik-Lernhilfen).
Hier bestehen viele Möglichkeiten, die über jene der traditionellen
Buchform hinausgehen, insbesondere, was die Visualisierung mathematischer
Sachverhalte (z.B. Graph einer Funktion,
Ableitung einer Funktion) und die Einbeziehung interaktiver Elemente
betrifft. Die Rolle der Hypertext-Technologie, die in der
didaktischen Gestaltung eine zentrale Rolle spielt,
wird weiter unten besprochen.
Die Beispielebenen bieten die volle Ausnützng
der interaktiven Elemente eines multimedialen
Lehrmittels. Ich möchte hier auf Details (die sehr stark vom
jeweiligen Stoffgebiet abhängen) verzichten und mich auf die
Stichworte
Demonstrationsbeispiele, interaktive Beispiele,
schrittweise Hilfe beim Lösen von Beispielen,
Fehlerkorrektur (manchmal ist sogar Fehlererkennung und -analyse
möglich),
Visualisierung, Erfolgsbewertung und Selbstkontrolle
beschränken.
Die Ansiedlung einer eigenen Fehlerebene
verrät vielleicht am ehesten unseren persönlichen
didaktischen Stil:
In häufig gemachten "Fehlern"
steckt strukturelles Denken, und daraus läßt sich lernen.
Hier kann auf systematische Weise die mathematische Reflexion
mit den interaktiven Möglichkeiten des Mediums verbunden werden.
Die Ebenen Wissenswertes mit besonderer
Betonung alltagsrelevanter Bezüge mathematischer Strukturen
und Historisches dienen - neben der Allgemeinbildung und
dem Ansprechen weiterer Benützergruppen -
der zusätzlichen Motivierung.
Die Kapitel- und Ebeneneinteilung folgt weitgehend einem Modulsystem,
wodurch das Produkt auf eine effiziente Einbeziehung
zukünftiger Veränderungen und Erweiterungen hin
(insofern "offen") konzipiert ist.
Weiters wird es mit zusätzlichen
Werkzeugen (Computer-Algebra-System, Graphik-Programm,
Statistikprogramm, Taschenrechner, Lexikon)
ausgestattet werden.
Die CD-ROM soll verschiedensten Motivations-
und Lerntypen
gerecht werden, d.h. sowohl Personen, die sich direkt von der
Beschäftigung mit formalen Strukturen und Formeln
(Textebene) her ansprechen lassen,
als auch solchen, für die Visualisierungen und
aktives (hier: interaktives) Handeln
(Beispielebene), Selbstkritik (Fehlerebene)
oder außermathematische Fragen (Ebenen für Wissenswertes und
Historisches) als stimulierende Motivationen notwendig sind.
Die Darstellung wird sich auch an
schwächeren SchülerInnen und an Menschen, die den Zweiten Bildungsweg
einschlagen, orientieren und entsprechend einfühlsam gestaltet sein.
Bisherige Förderungen des Gesamtprojekts "CD-ROM Mathematik"
Das Gesamtprojekt "CD-ROM Mathematik" (dessen Laufzeit mit
etwa zwei Jahren und dessen Kosten mit
etwa zwei Millionen Schilling veranschlagt wurden)
wurde im April 1997 im
Bundesministerium für Unterricht und Kulturelle Angelegenheiten
eingereicht und in einem Begutachtungsverfahren positiv
beurteilt.
Die gewährte Förderung (mit einem Betrag von öS 200 000.-)
deckt allerdings nur einen
kleinen Teil der Gesamtkosten ab.
Der Verband Wiener Volksbildung
beteiligt sich (mit einer Summe von öS 100 000.-) und wird
eine Testphase der CD-ROM in Kursen des zweiten Bildungsweges
(Studienberechtigungsprüfung und Berufsreifeprüfung)
ermöglichen. Den Vertrieb und die Bewerbung wird der
Verlag Hölder-Pichler-Tempsky übernehmen.
Außerdem wurden einige Unternehmen der österreichischen
und der internationalen Wirtschaft um Unterstützung
im Rahmen ihrer Sponsoringaktivitäten ersucht. Hier stehen
definitive Zusagen
(bis August 1997)
noch aus.
Strukturierung des Gesamtprojekts "CD-ROM Mathematik"
Um die Stellung des Projekts "Hypertextstruktur für CD-ROM Mathematik"
im Rahmen des Gesamtprojekts "CD-ROM Mathematik" zu verdeutlichen,
sei die Strukturierung des letzteren in verschiedene
Arbeitsschritte dargestellt:
-
1. Entwurf eines die logische Strukturierung des Stoffs
didaktisch unterstützenden Hypertextsystems. Darunter ist
die Einbindung der Kapitelstruktur in ein
übersichtliches und dem Verstehensprozeß entgegenkommendes
Navigationssystem zu verstehen, vor allem im Hinblick auf das
Selbststudium. Die hauptsächliche Technik, die über die
Möglichkeiten eines Printmediums hinausgeht, besteht in der
Verwendung von Hyperlinks (ähnlich der im World Wide Web üblichen),
die Vor-, Zurück- und Quersprünge zwischen Kapiteln und
Ebenen erlaubt.
Dieser Teil ist das gegenständliche
Projekt "Hypertextstruktur für CD-ROM Mathematik".
-
2. Ausgestaltung des Texts (Textebenen 1,2 sowie Fehlerebene)
auf Basis der in Punkt 1 entwickelten Grundstruktur.
-
3. Ausgestaltung der Beispiele
(Demonstrationsbeispiele und Beispiel-Ebenen 1,2)
auf Basis der
in Punkt 1 entwickelten Grundstruktur.
-
4. Entwicklung der weiteren Ebenen (Formelsammlung,
Wissenswertes,
Historisches, Literatur,
Notizen)
auf Basis der
in Punkt 1 entwickelten Grundstruktur.
-
5. Einbindung (und, soweit notwendig, Entwicklung) der
Werkzeuge (Computer-Algebra-System, Graphik-Programm,
Statistikprogramm, Taschenrechner, Lexikon).
Falls möglich, wird man auf Shareware oder lizensierte
kommerzielle Programme zurückgreifen.
-
6. Entwicklung eines zweckdienlichen Suchsystems,
das sich, soweit möglich, an der in Punkt 1 entwickelten Grundstruktur
und an dem in Punkt 5 erwähnten Lexikon orientiert.
-
7. Ausgestaltung eines
Rückmeldungs- und Lernkontrollsystems.
-
8. Ausgestaltung von Elementen, die den Einsatz der
CD-ROM in Comupternetzwerken, d.h. in
Unterrichtssituationen, didaktisch sinnvoll machen.
-
9. Curriculumauswahl.
Gestaltung eines Systems, das es erlaubt, verschiedene Curricula
(Stoffumfang für verschiedene Schultypen und
Bildungsziele, z.B. Studienberechtigungsprüfung) anzuwählen.
Obwohl wichtig für die Benützerfreundlichkeit des Produkts,
wird gerade dieser Punkt erhebliche programmtechnische Probleme
bereiten.
Es versteht sich, daß ein solches System
nur einen groben überblick geben kann.
-
10. Ausgestaltung der graphischen Oberfläche
unter dem vorrangigen Blickwinkel der
Benützerfreundlichkeit.
-
11. Testphase in
Zusammenarbeit mit AHS-Lehrern und Einrichtungen der
Erwachsenenbildung.
-
12. Evaluation und Nachbearbeitung.
Hypertextstruktur für CD-ROM Mathematik
Das Projekt "Hypertextstruktur für CD-ROM Mathematik"
(Punkt 1 der obigen Aufstellung des Gesamtprojekts)
versteht sich als Versuch,
eine innovative didaktische Dimension für den Einsatz
elektronischer Medien beim Lernen von Mathematik zu entwickeln.
Gestützt auf einen wissenschaftlichen Hintergrund und
praktische Lehrerfahrung sollen Prinzipien einer
didaktisch motivierten Anwendung der
Hypertext-Technologie erstellt und im Rahmen des
Gesamtprojekts "CD-ROM Mathematik"
im Detail verwirklicht werden.
Das elektronische Medium bietet eine strukturelle
Gestaltungsmöglichkeit, die im Schlagwort
"Navigationssystem" zusammengefaßt werden kann.
Vereinfacht gesagt, geht es dabei um die Möglichkeit, mit Hilfe von
Hyperlinks (die ähnlich wie im World Wide Web
funktionieren)
Rückgriffe auf frühere (logisch vorgelagerte)
Stoffteile - die ja auch in der konventionellen Buchform
theoretisch gegeben sind - erheblich zu vereinfachen.
Möglichkeiten, gezielt auf frühere Stoffteile zuzugreifen,
sind von zentraler Bedeutung
für Benützer, die auf transparente Weise über die notwendigen
"Voraussetzungen" für den jeweils bearbeiteten Abschnitt
informiert werden wollen. Dadurch verbessert sich die
Möglichkeit, an beliebiger Stelle in das Medium einzusteigen.
Klarerweise sind aber auch Vorgriffe und Querverweise
möglich.
Einerseits handelt es sich bei einem derartigen Einsatz der
Hypertext-Technologie um eine schlichte
Hilfe, die langes Blättern in Stichwortverzeichnissen und das Suchen
nach Querverweisen zu einem großen Teil überflüssig macht.
Andererseits kann bei gezielter, didaktisch fundierter Plazierung dieser
Verbindungen der logische Aufbau der Präsentation
unterstrichen werden. Vereinfacht gesagt: die
"logische Struktur der Mathematik" selbst, ebenso wie
der "momentane Standort" im Hinblick auf das logische Ganze des Stoffs,
können durch ein gezielt entwickeltes Hypertext-Design
unterstrichen und vom Lernenden besser verstanden werden.
Es versteht sich, daß dabei eine inflationäre Verwendung von
Hyperlinks (wie sie leider vom World Wide Web, aber auch von
CD-ROM-Produkten her bekannt ist) vermieden werden muß.
Diese Möglichkeiten dringen zunehmend ins Bewußtsein des
an einem pädagogisch sinnvollen Einsatzes sogenannter
"Network Technologies" interessierten Personenkreises, vor allem
in den angelsächsischen Ländern.
Auf allgemeiner pädagogischer Ebene existieren zahlreiche Anregungen,
einzelne theoretische Beiträge und Erfahrungsberichte, die sich
sowohl in Printmedien wie auch am World Wide Web verstreut finden.
Einen Ausschnitt des gegenwärtigen Standes bieten etwa die
vom
U.S. Department of Education
zusammengestellte Sammlung von Aufsätzen [1]
und die Dokumente
"Communicating Mathematics with Hypertext" der
University of Minnesota [2].
Die vom britischen
National Council for Educational
Technology
zur Verfügung gestellten Texte [3]
(insbesondere die Abteilung
"CD-ROM in Schools Scheme" [4])
zeigen die bereits vorhandene technische Vielfalt der
diesbezüglichen Software und erste Erfahrungen ihrer
Aufnahme in den Erziehungsbereich.
Insgesamt wurde allerdings noch kaum eine systematische Spezialisierung
auf die Didaktik der Mathematik vorgenommen.
Die Entwicklung eines Netzes von Hyperlinks, die an
für den Verstehensprozeß zentralen Positionen
des Stoffgebäudes verankert sind,
sowie ihre benützerfreundliche Kennzeichnung, sind
Gegenstand des Projekts
"Hypertextstruktur für CD-ROM Mathematik".
Der theoretische Grundgedanke ist dabei, sich auf diese Weise
eine gewisse strukturelle Verwandschaft
zwischen dem Charakter des Stoffs und seiner Einbindung in das
elektronische Medium zunutze machen.
Letzteres wird dann nicht nur ein für den Benützer bequemes Medium,
sondern erleichtert entscheidend den
im Zentrum stehenden mathematischen Erkenntnisprozeß,
der das wesentliche Ziel jeglichen Mathematikunterrichts bildet.
Die Hypertextstruktur einer multimedialen Lernhilfe erhält
somit eine direkte didaktische Funktion.
Wenn vom logischen Ganzen des Stoffs die Rede war, so ist dies
natürlich ein problematischer Begriff. Wird der Stoff grob in einzelne,
nicht allzu viele Kapitel unterteilt, so ist eine logische Aufstellung,
etwa nach dem Muster eines Baumdiagramms, nicht möglich.
(Beispiel Winkelfunktionen: Nach einer elementaren Einführung, die
eine Plazierung dieses Kapitels vor den Kapiteln über
Differentialrechnung, Integralrechnung, Vektorrechnung,
analytische Geometrie und komplexe Zahlen ermöglicht,
werden in all diesen erwähnten späteren Kapiteln
weitere Eigenschaften der Winkelfunktionen besprochen und hinzugefügt).
Andererseits kommt eine klare Unterteilung in Kapitel,
unterstützt durch eine graphische Ansicht ("Orientierungsplan"),
dem Benützer entgegen. Daher ist der Stoff in
zwei "Ebenen" gruppiert, die einerseits dem groben Schema
"leicht" (Ebene 1) und "schwer" (Ebene 2) entspricht,
andererseits
aber dem Problem des logischen Aufbaus Rechnung trägt: Innerhalb der
Ebene 1 soll so vorgegangen werden, daß der
Stoff in logischer Hinsicht tatsächlich durch einen
graphischen Orientierungsplan dargestellt werden kann.
Ein Beispiel für einen solchen Plan stellt
Abbildung 1
dar. (Er versteht sich noch nicht als
endgültige Version und umfaßt nur einen Teil der
Kapitel. Die logischen Pfeile gelten, wie gesagt, in erster
Linie für die "leichteren" Text- und Beispielebenen 1).
Es ist uns bewußt, daß hierbei Mehrdeutigkeiten bestehen und
die realisierte Lösung nur ein Kompromiß zwischen
verschiedenen Gesichtspunkten sein kann.
(So ist es z.B. möglich, die komplexen Zahlen ohne logischen
Bezug auf das "frühere" Kapitel Vektorrechnung zu behandeln,
ja die wenigen benötigten Elemente der zweidimensionalen
Vektorrechnung eigens dort zu entwickeln, was eine
änderung der Graphik in
Abbildung 1
implizieren würde. Ebenso gibt es für das
Verhältnis der Kapitel Wahrscheinlichkeit und Statistik
verschiedene didaktische Zugänge).
Im Falle von Wiedervereinigungen früherer Verzweigungen
sind im Prinzip alle
vorgelagerten Kapitel als Voraussetzungen anzusehen. Jedoch
soll die Auslassung einzelner dieser früheren Kapitel
(z.B. Winkelfunktionen oder Exp + Log
als Voraussetzung für Differentialrechnung in
Abbildung 1) in der Praxis
durch eine klare Gliederung des Stoffs und
entsprechende Anmerkungen in einem gewissen Ausmaß
möglich sein. Das in Ebene 1 behandelte Stoffgebiet ist
generell eher knapp gehalten.
Der Orientierungsplan soll darüberhinaus zum
Anwählen gewünschter Stellen
(Abbildung 1 stellt beispielhaft dar,
wie die Beispielebene 2 des
Kapitels Differentialrechnung angewählt wird)
sowie für weitere Zwecke
(Abfrage des Ziels von Hyperlinks - siehe unten,
Darstellung der
bisher absolvierten Stoffabschnitte mit Erfolgskontrolle,
Ausklammerung einzelner Kapitel für bestimmte
Curricula)
genützt werden.
Auf der Basis dieses groben Schemas (Kapitel, Ebenen) kann die
Hyperlinkstruktur entwickelt werden. Hierbei ist folgendes zu
beachten:
-
Hyperlinks können generell in Rückgriffe (abgekürzt R), Vorgriffe
(V) und Querverweise (Q) eingeteilt werden, je nach ihrer Lage relativ
zum zugrundegelegten logischen Baum. Wie oben ausgeführt, gilt die
Strukturierung des Plans nur für Ebene 1. Generell wird
Ebene 2 als logisch nach Ebene 1 desselben Kapitels behandelt,
die Ebenen 2 zu verschiedenen Kapiteln als voneinander unabhängig.
Insgesamt werden Rückgriffe
die wichtigste Art von Hyperlinks darstellen, da sie erlauben, die
notwendigen Voraussetzungen für den jeweils bearbeiteten Abschnitt
aufzufinden. Vorgriffe und Querverweise sollen eine allfällige
Bereitschaft zur Zusammenschau des Stoffgebäudes unterstützen.
-
Hyperlinks aller drei Arten sollen aufgrund
ihrer didaktischer Aufgabe ausgewählt werden, wobei die Rückgriffe
die sensibelsten sind. Die Struktur dieser R-Hyperlinks wird
wesentlich mitentscheiden, wie gut sich die CD-ROM
in der Praxis für das Fern- und Selbststudium sowie
zum Nachlernen und für Nachhilfezwecke eignen wird.
Generell soll mit Hyperlinks sparsam
umgegangen werden. Es bieten
sich auch dann noch
sehr viele Möglichkeiten zu Verweisen an.
-
Es müssen klare "Verankerungspunkte" für Hyperlinks
geschaffen werden. Es erscheint nicht zielführend, den
Benützer bei einem Rückgriff auf einen unstrukturierten
Textteil zu führen, in dem sich
das gesuchte Stichwort findet. (Eine Suche nach Stichworten im Text
soll mittels des in Punkt 6 erwähnten Suchsystems möglich sein).
Daher wird vorab eine "Feinstruktur" des Texts in Knoten
festgelegt (aus welchen sich wiederum für den Benützer
gekennzeichnete Abschnitte zusammensetzen).
Die Knoten, neben ihrer jeweiligen lokalen didaktischen Funktion,
auch ausdrücklich hinsichtlich ihrer Eignung, Ziel
von Hyperlinks zu sein, gestaltet.
Manche dieser Knoten werden die traditionelle Form hervorgehobener
"Kästen" annehmen, in denen wichtige Aussagen "merksatzartig"
wiedergegeben sind.
-
Der Sinn aller Hyperlinks wird für den Benützer durch eine kurze
sprachliche Beschreibung kenntlich gemacht.
(Etwa zu Beginn des Kapitels Extremwerte, in das wohl viele
Benützer einsteigen werden, ohne die vorgelagerten Kapitel
durchgearbeitet zu haben:
"Wenn Sie sich nicht sicher sind, was eine Funktion ist,
können Sie dies im Kapitel Funktionen nachlesen - klicken
Sie hier").
Hierbei ist sicherzustellen, daß der funktionalen Bedeutung der
beiden Ebenen sprachlich Rechnung getragen wird. Insbesondere
ist eine einheitliche "Sprachregelung", wie etwa die
Formulierungen
"früher, in Kapitel ... ", "später, in Kapitel ..."
einzusetzen sind, notwendig.
Eine separate Beschreibung dieser Struktur wird sich auf dem
Produkt finden (wiewohl klar sein muß, daß nicht alle
Benützer sie lesen werden).
-
Als zusätzliche, die Zusammenschau erleichternde Unterstützung
soll es möglich sein, jeden Hyperlink auf sein Zielkapitel
und seine Zielebene
im Rahmen des graphischen Orientierungsplans abzufragen, ohne sogleich
das entsprechende Dokument zu öffnen.
Ein Beispiel ist in Abbildung 2 dargestellt.
So kann der Benützer beispielsweise
schnell abschätzen, welche der
Rückgriffe er überhaupt vornehmen will.
-
Die hier beschriebenen Prinzipien für den Einsatz von
Hyperlinks beziehen sich vor allem auf die Textebenen.
Tatsächlich sind auch die anderen Ebenen in die
Hypertextstruktur einzubeziehen.
Insbesondere sollen die Hyperlinks Text
<--> Beispiele
innerhalb eines Kapitels (die, von der didaktischen Funktion her
gesehen, einen eigenen Typ darstellen)
dem Benützer jeweils vorschlagen, "was der nächste Schritt ist".
Sie sind von besonderer Wichtigkeit:
Hier unterstützt die Hypertext-Technologie gewissermaßen
die Verbindung zwischen mathematischer Theorie und
Beispielrechnen. Die Herstellung
dieser Verbindung ist in der Schulpraxis (und auch bei den üblichen Formen
des Nachhilfeunterrichts) extrem schwierig.
-
Insgesamt ist also zunächst auf einer "Metaebene" die Knoten- und
Hypertextstruktur zu entwickeln. Aufgrund dieser Struktur
werden dann die konkreten Textpartien ausformuliert und
Beispiele gestaltet (obige Punkte 2 - 4).
Ist das Grundgerüst ausgewiesen und transparent dokumentiert, so wird
es nicht allzu schwer sein, nachträgliche Adaptionen vorzunehmen
(vgl. Punkt 12 oben).
In herkömmlichen Schulbüchern wird von den Möglichkeiten,
Rückgriffe und Verweise einzusetzen,
kaum Gebrauch gemacht (ausgenommen sind vielleicht Verweise auf
Beispiele in der näheren Umgebung des erklärenden Texts).
Das erklärt sich zum Teil aus der Buchform als solcher und
ist nicht als Kritik an einzelnen Werken zu verstehen.
Ich habe versucht zu zeigen, daß das elektronische Medium
hier neue didaktische Gestaltungsmöglichkeiten bietet.
Der innovativen Charakter des
Vorhabens besteht vor allem darin, (i) diese Möglichkeiten
im Detail auszuarbeiten
und (ii) im Rahmen des Gesamtprojekts "CD-ROM Mathematik",
das in der konzipierten, umfassenden Form bislang konkurrenzlos
zu sein scheint, anzuwenden.
Beispiel: Extremwerte
Als Beispiel sei hier ein Entwurf für die "Feinstruktur"
(Knoten) der
Textebene 1 des Kapitels Extremwerte und der davon wegführenden
Hyperlinks (vom Typ R, V und Q) skizziert. Die Hyperlinks
in andere Ebenen desselben Kapitels sind dabei
ausgeklammert. Manche der Knoten werden bei der Ausarbeitung
noch feiner unterteilt werden.
-
Kurze Wiederholung: Funktionen (R -->
Funktionen; die
dazugehörige Hyperlink-Abfrage ist in
Abbildung 2 dargestellt).
-
Kurze Wiederholung: Graph (R --> Funktionen).
-
Kurze Wiederholung: Ableitung und Tangente
(R --> Differenzieren).
-
überleitung zur Problemstellung mittels einer interaktiven
Graphik: Tangente an einen Graphen. (Der x-Wert kann mittels eines
scroll-bars verschoben werden; f(...)=... und
f'(...)=... werden angezeigt. Die Sprechweise "an der Stelle"
wird eigens betont, um auf die besonders in diesem
Gebiet häufige und folgenreiche Verwechslung der
drei Begriff Stelle x, Wert f(x) und Punkt
(x,f(x)) einzugehen).
-
Zusammenhang "waagrechte Tangente" <--> f'(x)=0
<--> lokales Minimum, lokales Maximum, Sattelpunkt.
-
Einfache Problemstellung: f'(x)=0 als Gleichung für x
-
Veranschaulichung anhand quadratischer Funktionen
(R --> quadratische Funktionen im Kapitel
Potenzen;
R --> Parabel im Kapitel Potenzen;
R --> Ableitung von x^2 im Kapitel Differenzieren)
und Polynomfunktionen dritter Ordnung (R -->
quadratische
Gleichungen im Kapitel Gleichungen;
R --> Ableitungsregel für x^n
im Kapitel Differenzieren).
-
Sicherstellen, daß f bei x ein Maximum/Minimum hat durch
Wertevergleich und
mathematische ("beweistechnische") Argumentation
-
Sicherstellen, daß f bei x ein Maximum/Minimum hat
mittels der zweiten Ableitung. Dieselbe interaktive
Graphik wie oben, wobei nun zusätzlich
f''(...)=... (und sein Vorzeichen) angezeigt wird.
Zusatzfrage: wann ist f''(x)=0 ?
(Q --> Wendetangente im Kapitel Kurvendiskussion).
-
Zusammengesetztes Problem (2 Variable, Zielfunktion, Nebenbedingung)
anhand eines Beispiels.
-
Zusammengesetztes Problem in allgemeiner Formulierung.
Lösungsprozedur und ihre Mehrdeutigkeit (Variablenwahl).
-
Dinge, die das Leben erleichtern (z.B. F(f(x)) statt f(x) betrachten,
was in der Praxis meistens das Weglassen einer Quadratwurzel bedeutet).
-
Dinge, auf die man aufpassen muß (z.B. Definitionsbereich,
Min/Max am Rand eines Gebiets).
Dieses Skizze soll unter anderem auch die sparsame Plazierung der
Hyperlinks verdeutlichen. Die Verwendung
nicht-polynomischer Funktionen, die Hyperlinks zu deren
Definitionen und Ableitungsregeln sinnvoll macht, wird in die Ebene 2
aufgenommen. Zusätzlich soll in Ebene 2 dieses Kapitels die
Methode der Lagrange'schen Multiplikatoren besprochen werden. Das
für einfache Beispiele notwendige Ausmaß an partiellem
Differenzieren kann hier self-contained entwickelt werden und
gleichzeitig durch einen Hyperlink
(Q -->
partielle Ableitung) in einen größeren
Zusammenhang gestellt werden.
Außerdem soll auf die Struktur höherdimensionaler
Problemstellungen eingegangen werden
(Q --> lineare Optimierung).
Schlußbemerkung
Wie erläutert, besteht die Rolle des elektronischen Mediums
zu einem großen Teil
darin, eine über die traditionelle Buchform hinausgehende Dimension
der Didaktik zu eröffnen.
Es unterstützt hier Prozesse, die
"an sich" vom Medium unabhängig sind.
Durch den gezielten Einsatz navitagorischer und
interaktiver Elemente wird die Selbständigkeit
und Phantasie der Benützer in den Dienst
der Vermittlung von Mathematik genommen.
Die Tendenz zu verschiedenen Formen des Selbst- und Fernstudiums
(auf jeden Fall in der Erwachsenenbildung,
möglicherweise sogar im Regelschulsystem)
entspricht einem globalen Trend.
In manchen Situationen
(insbesondere im Zweiten Bildungsweg, der oft von Menschen
eingeschlagen wird, die die meisten - auch inneren - Bezüge
zu ihrer Schulzeit bereits verloren haben,
wird das multimediale Lehrmittel die Beschäftigung mit Mathematik
auf dem erforderlichen Niveau erst ermöglichen.
Nicht zuletzt aus Gründen einer möglichst weitgehenden
Chancengleichheit aller an mathematischer Bildung interessierter
Menschen erscheint es sinnvoll, ein einheitliches Lehrmittel zu
entwickeln, das dem vollen AHS- und BHS-Niveau Rechnung trägt,
sinnvolle Erweiterungen für einzelne Universitätsstudien
enthält und es erlaubt, die erforderliche Tiefe der Durchdringung
des Stoffs dem jeweiligen Bildungsziel anzupassen.
Für das gesamte Spektrum von Einsatzmöglichkeiten eines derartigen
Produkts besteht eine steigende Nachfrage.
Ansuchen
Ich ersuche um die Förderung des Projekts
"Hypertextstruktur für CD-ROM Mathematik" mit einer Summe von
einer Million Schilling für die Dauer von zwei Jahren.
Die im Rahmen des Projekts anfallenden Arbeiten werden
vom Antragsteller und der Mitarbeiterin des
Gesamtprojekts "CD-ROM Mathematik", Frau
Petra Oberhuemer, durchgeführt werden.
Literatur
[1]
http://www.ed.gov/Technology/Futures/overview.html
[2]
http://www.geom.umn.edu/events/courses/1996/cmwh
[3]
http://www.ncet.org.uk
[4]
http://www.ncet.org.uk/projects/CD-ROM/schools/index.html