Ch. SITTE: Entwicklung des Unterrichtsgegenstandes Geographie, Erdkunde, Geographie u. Wirtschaftskunde an allgemeinbildenden Schulen in Österreich nach 1945. Dissertation an der Grund- u. Integrativwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. 1989, 2 Bde

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Kap. 7.2  DIE ARBEIT DER KOMMISSION FÜR DEN NEUEN AHS-OBERSTUFENLEHRPLAN  GW 

                 I zur 5. Klassezur  6. Klasse zur 7. u. 8. Klasse  I zum WPF I

7.2.1   Die  5. Klasse Oberstufe als Schlüssel zur Erneuerung

 Die von Herbst 1987 bis Winter 1988 dauernde Lehrplanarbeit am LP der AHS-Oberstufe unterschied sich von der Arbeit in der bis dahin bestehenden "Projektgruppe" im Schulversuch AHS-Oberstufe und auch von der Arbeit in der LP-Kommission für die Schulen  der 10-14jährigen.

1. Gegenüber der "Projektgruppe" des Schulversuchs erfolgte eine starke Verjüngung der zur Lehrplanarbeit vom BMUK einberufenen Lehrer . Traditionsgemäß zu sehr starkem Anteil aus den (zufällig) am Schulversuch mitbeteiligten Schulen, aber auch - im Unterschied zu der BHS-LP-Entwicklung - siehe Kap. 8 - auch aus dem Bereich der Universitären Fachdidaktik und Fachwissenschaft. Die traditionelle Frontstellung  „Vertreter der Länderkunde versus Vertreter thematischer Konzepte“ fiel dadurch weg.  

Mitglieder waren (kursiv, diejenigen aus der ehem. Schulversuchsprojektgruppe - vgl. Kap. 6): aus den Versuchsschulen : Mag. E. Königstein/Wien XIV, Mag. J. Kovacic /Wien XV, Mag. W. Malcik /Wien XVI, Mag. H. Rojacz /Eisenstadt, Mag. H. Themessl /Linz; als Vertreter der Regelschulen: der Bundes-ARGE-Leiter Mag. F. Forster /Steyr, Mag. Dr. G. Kramer / Mödling u. ARGE-Leiter-Nö, Dir. Mag. P. Ladinger /Wien X, Mag. W. Schauer /Wien XXI, Mag. F. Zach/Wr. Neustadt; als Vertreter der Fachdidaktik an den Ausbildungsstätten LPA-Prof. Mag. W. Sitte (PädAk Wien Bund und Fachdidaktiker an der Uni Wien), Univ. Prof. Mag.Dr. M. Seger (Universität Klagenfurt), Univ. Prof. Dr. E. Troger (Universität Wien); und als Vertreter der Sozialpartner Dr. I. Geldner (Arbeiterkammer Wien), Dr. G. Piskaty (Bundeswirtschaftskammer Wien) und Dr. G. Riemer (Vereinigung Österreichischer Industrieller). Interessant ist die Zusammensetzung: W. Sitte (Parteilos - "Blutgruppe Null") und je ein SPÖ- und ein ÖVP-naher AHS- Lehrer kamen aus der LP-Gruppe für die 10-14jährigen (LP1985). Aufschlüsse gibt auch die politische Parität der Gruppe: neben 2 politisch "Blut-Gruppe-0" Männern, wurde 7 SPÖ-nahe und 7 ÖVP-nahe Vertreter vom BMUK in die LP-Kommission einberufen. Interessant ist auch ein Vergleich der namen mit den Autoren zu entsprechenden fachdidaktischen Aufsätzen  bzw. Schulbüchern . Der LP wird zwar danach noch in einem Begutachtungsverfahren an die politisch wichtigen Gruppen unseres Landes geschickt, jedoch zeigen die Erfahrungen, daß hier dann in der Regel nur mehr marginale Änderungen vorgenommen werden (können)

2. Der Beginn der Arbeit stand in einer Phase, in der die 11.SchOG-Novelle noch nicht vorlag, d.h. die Planung erfolgte zunächst in einem unbestimmten, sich verändernden schulgesetzlichen Umfeld (z.B. der Stundentafel).

3. Der Lehrplan für die ersten vier Klassen der AHS Unterstufe also, lag bereits vor. Das implizierte erstens einen bestimmten formalen Lehrplanaufbau, zweitens aber durch die Struktur der 4. Klasse Unterstufe den Zwang in der neu zu planenden 5. Klasse Oberstufe      mit dem herkömmlichen LP auf jeden Fall brechen zu müssen, wolle man in dieser Klasse nicht große Teile der 4. Klasse wiederholend durchnehmen . (Vergleichbar mit der Situation in der vorhergegangenen Lehrplankommission 10-14, war das Festhalten an einer eigenen "Österreichklasse" in der 7. Klasse Oberstufe – Unterstufenklasse 3 war ebenso nur für „Österreich“-Themen reserviert worden).

Dokumentiert wurde der LP in einigen Berichten des vom BMUK mit dem Vorsitz betrauten letzten Koordinators der Projektgruppe, W. MALCIK (1987 a,b; 1988a,b) in den Heften der fachdidaktischen Zeitschrift GW-UNTERRICHT . Ein offizieller KOMMENTARBAND wie in der Unterstufe auch in der ÖBV-Serie Lehrplanservice ("AHS-Oberstufe - Geographie und Wirtschaftskunde" ) kam 1990 heraus. G. Kramer und Ch. Sitte brachten einen Bericht (inclusive des Verordnungstextes) in den Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft, Wien 1989. Wie jeder Gesetzestext ist auch das dieser LP-Verodnung des BMUK zugrundeliegende Bundesgesetzblatt Verordnung 63  vom 7. Februar 1989,  Seite 746 - 753 abrufbar im http://www.ris.bka.gv.at/auswahl/  bzw im wichtigsten österreichischen Internetportal http://gw.eduhi.at . Protokolle der Sitzungen bestanden nicht, sodaß als zusätzliche Quelle auf mündliche Informationen und handschriftliche Aufzeichnungen  von Kommissionsmitgliedern zurückgegriffen wurde.

Der Übergang von der seit Beginn der siebziger Jahre arbeitenden "Projektgruppe Oberstufe" (Kap. 6.2)  geschah in der zunächst  unsicheren  Anfangsphase der  LP-Kommission-Oberstufe, fast möchte man sagen, gleitend.  Zwar wurde die personelle Besetzung der Arbeitsgruppe verändert (wodurch auch ein verändertes Bild und eine veränderte Fachstruktur personell vorhanden war), jedoch begann die Arbeit  am 3.Dezember 1986   über Auftrag der (schon bei 7.1, auch MALCIK:1987a) erwähnten BMUK Order, bei dem im Laufe der Zeit auf 64 Lernziele und 28 Seiten  (am Anfang der Versuchsphase waren es nur nur 8 Maschinschreibseiten gewesen !) angewachsenen (MALCIK: 1987b, S.4) VERSUCHSLEHRPLAN, Ausgabe III/26 /GWK A. von 1985  (Diese in den ARBEITSBERICHTEN des Zentrums für Schulversuche u. Schulentwicklung Abt. II, 1985 herausgekommenen letzten Fassung haben wir in der Festschrift für Wolfgang Sitte (= GW-Unterr. 23/1986 ) hg. v. WOHLSCHLÄGL H./SITTE Ch. 1986, S. 287-301 - dokumentiert. 

Die aufgrund der Fortführung der Unterstufenlehrpläne  (die ersten dieses Schülerjahrgangs  erreichen mit Schuljahr  1989/90   die 5. Klasse der Oberstufe in der AHS) vom BMUK der LP-Kommission vorgegeben Frist für die Erstellung eines Entwurfes  für die 5.und 6.Klasse Oberstufe wurde mit einem Jahr vorgegeben. Der Auftrag lautete auf Sichten und Lichten" und  "einen Anschluß an die LPe der 4.Klasse zu erarbeiten" (Schlagwort "Langform der AHS").   Politisch interessant ist es hier anzumerken, daß der LSR Vorarlberg im Herbst 1986 noch den Antrag gestellt hatte, mit dem Oberstufenschulversuch in seinem Bundesland, BG Gallusstr. in Bregenz als 21.Schulversuchsschule zu beginnen, "um sich über den Schulversuch zu informieren" (nach Mitschrift der Besprechung im BMUK am 22.10.1986). Die Verteilung der Wochenstunden für GW war dort nur 2/2/2/1 (!)

Für 5.und 6.November 1986 war eine Tagung mit den Versuchsschullehrern angesetzt gewesen, wo (wie schon früher, bei den alljährlichen Tagungen)  Vorschläge - diesmal für die 5. und 6.Kl. AHS-Obertufe diskutiert worden sind. Dort und auch in früheren Stellungnahmen verschiedener Versuchsschulen ließ sich heraushören, daß eine kürzerer Gestaltung des zukünftigen LPs gewünscht würde; daß ein "lernzielartig-thematisch aufgebauter LP  (in Fortführung  der Unterstufe),  Fallbeispiele mit länderkundlichen Bezugspunkten (Anm. Ch.S. Ein Indiz für ein in weiten Teilen der Lehrerschaft diffuses Bild des Reizthemas „Topographielernen“ das – HITZ 1986 in GW-UNTERR. H. 23 – von weiten Kreisen in der Regel mit länderkundlichem Unterricht gleichgesetzt wird), ein starker Bezug zum aktuellen Wirtschaftsgeschehen" gewünscht würden (so in einem Brief der Geographielehrer der Oberstufe am GRG XIX, Billrothstr. vom 18.3.86, an den Koordinator der Arbeitsgruppe  W. Malcik).

Allgemein wurde  eine 7.Klasse Oberstufe mit besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftskunde  Österreichs gewünscht   (zur Einmütigkeit gegenüber einer thematischen Anpassung an die Unterstufe,  bei dieser Sitzung - schreibt auch W.MALCIK: 1987a).

Schon damals griff G. KRAMER sein - in der alten Projektgruppe nur als "Lehrstoffverteilungsvorschlag" in den LP-Kommentarteil zum Versuchslehrplan (Arbeitsbericht 26/ III/GWK B, 1985  S.65-70 (bzw. publiziert als KRAMER: 1979 in der BMUK-Zs. "Wissenschaftliche Nachrichten" H. 51, S. 47-50,  bzw. im ersten Lehrerheft seiner bei Ed.Hölzel herausgekommenen Buchreihe "Raum-Gesellschaft-Wirtschaft" Band der 5. Kl. AHS-Oberstufe, Wien 1982) hineingenommenes Konzept gemeinsam mit Wolfgang SITTE - der Fachdidaktiker an der Uni Wien war (vgl.die beiden österreichischen Fachdidaktikbücher von Sitte W./Wohlschlägl H. 1975  bzw. 2001 bzw. W. Sitte in den MittÖGeoGes. 1978, S. 99-123) , wieder auf:

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KONZEPT  für eine AHS-Oberstufe:  (Entwurf von G. KRAMER/SITTE  W., 21.10.1986) 

 1. Auseinandersetzung Mensch-Umwelt fundieren aus Sicht GW, d.h. räumlich-wirtschaftlich-politisch; moderne physiogeographische bzw. humanökologische Sichtweisen

 2. Am Beispiel des "Industrialisierungsprozesses" und der  "Verstädterung" den weltweiten Wandel der Lebens- und Arbeitswelt erkennen;

    Ausbreitung weltweiter Phänomene, ihre Modifikation, Regelhaftigkeiten von "Mustern" und Verhalten.

 3. Wirtschafts- und Raumordnungsfragen Österreichs solider und differenzierter verstehen;

    Politisches Alltagswissen, Aufgeklärte Bürger.

  4. Die zukünftige wirtschaftliche und politische Entwicklung unseres Planeten, die sich aus der gegenwärtigen Weltsituation abzeichnet;   Weltmächte, wirtschaftliche und politische

    Dritte Welt ,  Zukunft unserer Gesellschaft  

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Bei der Tagung am 5.November 1986 hat KRAMER dann den folgenden Vorschlag für die Themenkreise der 5. Klasse AHS-Oberstufe vorgelegt:

 I. Großlebensräume (planetarische Verbreitung, Merkmale, Ökosystemcharakter ...)

II. Die bevölkerungsmäßige und sozioökonomische Entwicklung  (Bevölkerungsverteilung, -dynamik, Stufen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung; die Wirtschaft als Grundlage des Lebens auf der Erde... )

III. Gebrauch und Mißbrauch der natürlichen Ressourcen  (Nutzungsformen, Nutzungsmöglichkeiten, Veränderungen von Lebensräumen, Vorhandensein  und Begrenztheit der Ressourcen ...)

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In den Jahren 1987, 1988 und zT. 1989 traf sich die LP-Kommission für den LP-AHS-Oberstufe fast jeden Monat während der folgenden Schuljahre zur Erarbeitung des neuen Vorschlags (ab Frühjahr/Sommer 89 zur Erstellung eines Kommentarbandes, vergleichbar dem "Lehrplanservice" zum 10-14jährigen LP (ÖBV  1990).   

In den Sitzungen der LP-Kommission  im Dezember 1986 und im Jänner 1987 stellte sich rasch die gemeinsame Linie heraus, Leitthemen  für die Klassen und danach Sub-Themen für die Stoffstrukturierung in der jeweiligen Klasse sowie dazu passende Zielstellungen zu erarbeiten.  Einstimmigkeit herrschte auch bei dem Bestreben sowohl in der 5. als auch in der 6.Klasse ein globales Bild der Erde zu vermitteln, d.h.: die Beispiele aus verschiedenen Teilen der Erde zunehmen (und nicht nur aus 2-3 Kontinenten).

Rückblickend bestand für den Verlauf der LP-Kommissionsarbeit in der Entwicklung eines Konzepts für die 5.Klasse AHS-Oberstufe die größte Schwierigkeit.  Das spiegeln auch die Ergebnisse  (publiziert in GW-UNTERR. Nr.29/1988 -Stand Ende Okt.87 und in Nr.32/1988 -Stand 16,Dez.1988) wieder. Diese Klasse ist auch nach der Einschätzung des Schreibers dieser Zeilen und anderer Kollegen und Fachdidaktiker, daher diejenige, wo ein fachdidaktisch stringentes Konzept (nämlich in dieser Klasse  „Grundlagen zu erarbeiten“) dann aber leider nur am verwaschensten ausformuliert worden ist. 

Es bedurfte auch relativ viel Zeit bis zum Juni 1987 (laut MALCIK: 1987b, S.8), um neben einer generellen LP-Struktur die völlig durchformulierte 5. Klasse AHS-Oberstufe als LP-Text und einen Rohentwurf des Textes für die 6. Klasse zu erstellen (letzterer geht auf - in der LP-Gruppe dann etwas abgeänderte Vorschläge von W. Sitte zurück). 

Für die Erstellung der 7.und 8. Klasse, deren Strukturen weitaus evidenter waren als die der beiden vorhergehenden Klassen, arbeiteten  W.MALCIK, G.KRAMER, W.SITTE und F.ZACH  aufgrund des Zeitdrucks  schon im Sommer die wesentlichen Formulierungen und Ziele aus. (Der LP-Entwurf mußte in der zweiten Hälfte des Schuljahres 1987/88 ins Begutachtungsverfahren gehen ).

Für die Sitzung am 22.Jänner 1987 stand zunächst eine Gliederung der 5.Klasse (siehe unten) zur Diskussion, die mit Lernzielen des Versuchslehrplans III/26/GWK A,1985 aufgefüllt werden sollte:

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I. Die Landschaftsökologischen Zonen der Erde:

     Verwendung der Ziele

     1.1   3.1   4.1   5.1   6.1   9.1   10.1  11.1

II Die Kulturräume und der Entwicklungsstand der Erde

III Bevölkerungs- und Gesellschaftsentwicklung der Erde    

IV  Die Nutzung der natürlichen Ressourcen und ihre Folgen

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Doch bald ging die Kommission aufgrund verschiedener Vorschläge dazu über eine neue eigene Struktur aufzubauen, wobei für die 5. Klasse der Bereich "Umwelt - Mensch" im Vordergrund stehen sollte. 

 Auch dabei gab es verschiedene Nuancen:

Auf  FORSTER/THEMESSLs  Vorschlag ging dann letztlich die wieder erfolgte Verankerung der "Kulturerdteile" zurück. Im Unterschied zum Schulversuchslehrplan der Projektgruppe aber  wurden wenigstens ihre Betrachtung sozusagen als“eine von mehreren regionalen Gliederungen“ und dem Themenbereich "Gesellschaft" untergeordnet angeführt.

Man erkennt darin  den Einfluß der  Lehrstoffverteilung  KRAMERs (1979), die ja ebenfalls mit einer Gliederung der Erde nach physischen Kriterien begann, über Themen zur Bevölkerung, Gesellschaft, Wirtschaftstrukturen weiter fortschritt und am Ende des Jahres zu einer Gliederung der Welt nach sozioökonomischen Merkmalen kam, um dann  mit den Kenntnissen des Jahres  einen Kulturerdteil zu analysieren und die Abgrenzung der übrigen Kulturerteile begründen zu können. Das auch auf dieser Lehrstoffverteilung aufbauende GW-Schulbuch für AHS (approbiert aber noch nach dem alten Oberstufenlehrplantext von 1970) von  RIESS/SCHNELLER/SITTE Ch.(1985) hatte ebenfalls schon versucht,  zunächst eine zonale Gliederung nach Klima und Vegetationszonen zu geben, danach Themen zur Bevölkerung, Gesellschaftstruktur und zu Wirtschaftsthemen (allerdings unter der regionalen Einschrkung des  1970er LPs,  eben nur aus den Kontinenten Afrika, Asien und Lateinamerika)  folgen zulassen ; sozusagen als "länderkundlicher Rucksack"   (und eigentlich als Alibi für die Approbationskommission) wurde dann eine kurze Zusammenfassung nach Kulturerdteilen gegeben. Diese beiden Beispiele  sind deutlich in dem Vorschlag  der beiden Oberösterreicher und dann in dem Kommissionspapier vom 27.2.1987 herauslesbar.

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VORSCHLAG von  W. SITTE :               (Oktober 1986 und) Jänner 1987

 

5.Kl. Die Herausforderung des Menschen durch die physische Umwelt 

                                        großmaßstäbige Ökosystemme     

         physische                globale Umweltgegensätze

         Seite                       Vielfalt, Großlebensräume (Merkmale und Faktoren)             

                                        Natürliche Umweltbedingungen, -veränderungen.

           Ansprüche des Menschen an die Umwelt

                                        Umweltwahrnehmung, Werthaltungen

         menschl.                  Eingriffe unterschiedlicher Gesellschaften

         Seite                        Belastung der Umwelt

                                        Bevölkerungsentwicklung

                                        Begrenztheit der Ressourcen

                                        Tragfähigkeit

6.Kl.  Entstehung regionaler Unterschiede und Konvergenzen(Prozesse)

          Der Industrialisierungsprozeß im weiteren Sinn im Weltüberblick 

                                        und wie er in einzelnen Staaten abläuft

                                        (Diffusionen von Inovationen)

           und Auswirkungen auf die städtischen Räume

7.Kl.  Wirtschaftsentwicklung - Wirtschaftspolitik - Regionalpolitik  - Raumordungsfragen  

                                        ( in Österreich . . . )

8.Kl.  Weltmächte: Kraftfelder der Weltwirtschaft u. Weltpolitik

                                        (Europa, USA/UdSSR, Pazifischer Raum)

          Probleme und Zukunft der Dritten Welt

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 .

VORSCHLAG    F. FORSTER / H. THEMESSL :                ( vom Jänner 1987)

5.Klasse AHS

  1. Landschaftsökologische Zonen der Erde in globaler, kontinentaler und regionaler Ausprägung:

   Lernziele:

       * Die Landschaftszonen der Erde als Folge des Zusammenwirkens  verschiedener Geofaktoren erkennen.

       * Die klimatische Gliederung der Erde durchführen und die Entstehung der Klimazonen begründen.

       * Erkennen, daß Vegetation von Klima, Relief, Standort abhängig ist, und daß die Vegetation zonal angeordnet ist.

       * Erkennen der wichtigsten Landschaftstypen der Erde und ihre räumliche Verteilung aufzeigen können.

   Lerninhalte:

    Großformen des Reliefs und die regionale Verteilung; Klimazonen der Erde (dazu Allgemeine Zirkulation der Atmosphäre, das Klimadiagramm, Monsune); Zonen der natürlichen Vegetation; Wechselwirkung zwischen Relief, Klima und Vegetation anhand von Fallstudien aus verschiedenen Räumen; Belastung der Ökosysteme (Probleme der Nutzung der Tropen, Desertifikation als weltweites Problem); Großlebensräume;   Unberechenbare Phänomene und Naturrisken.

  2. Mensch und Gesellschaft :

   Lernziele:

* Bevölkerungsverteilung, Entwicklung und die sich daraus ergebenden Probleme sowohl allgemein als auch an konkreten Beispielen beschreiben und begründen.

* Überblick über die Bevölkerungsverteilung und Struktur sowohl überregional (nach Großräumen), als auch regional (nach ausgewählten Staaten) geben.

* Erkennen, daß die Bevölkerungsverteilung sowohl von Natur  als auch Humanfaktoren abhängig ist.

* Vielfalt der Probleme aufzeigen können, die sich aus der Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsverteilung ergeben können.

* Beschreiben der wichtigsten Gesellschaftsstrukturen der Erde; 

* erkennen des Einflusses dieser Strukturen bzw. der verschiedenen Religionen auf die Entwicklung von  Großlebensräumen und Staaten.

* Aufzeigen der wesentlichen Merkmale der einzelnen Gesellschaftssysteme und Religionen, soweit sie für die Entwicklung von Räumen und Staaten bedeutsam sind.

* Erkennen, welche Folgen das Nebeneinander von unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen haben kann.

   Lerninhalte:

   Dynamik des Bevölkerungswachstums; ökologische Grenzen des Wachstums; Bevölkerungsentwicklung und -verteilung in einzelnen Staaten und Großlebensräumen; Ursachen von Bevölkerungsdisparitäten; Bevölkerungsstrukturen; Mobilität.

  Traditionelle Gesellschaftsstrukturen und ihr Einfluß auf  die Entwicklung eines Landes; Einfluß der Religion auf Wirtschaft und Gesellschaft; Feudalismus und Rentenkapitalismus, Kastenwesen; Neuordnung in China; Beispiele von Gesellschaftsstrukturen ausgewählter Kulturerdteile (Lateinamerika, Orient); Stammeskonflikte in Schwarzafrika; Rassentrennung am Beispiel von Südafrika;        Probleme eines Vielvölkerstaates am Beispiel der UdSSR; Minderheiten und ihre Probleme am Beispiel Europas.     .

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Eine wichtige Rolle (auf sie wird noch später mehrfach verwiesen werden)  spielten die Vertreter der Sozialpartner (von den beiden Universitätsprofessoren kamen leider keine substanziellen Vorschläge)  und da besonders G. PISKATY (Bundeswirtschaftskammer) und I. GELDNER (AK). Sozusagen als Resultat ihrer Kritik (vgl. dazu auch ihre Beiträge in der "Festschrift für Wolfgang Sitte = GW-UNTERR. 23 / 1986) und aus den Erfahrungen bei ihrer Mitarbeit bei den 10-14j. Lehrplänen vor 1985, stammte von ihnen (ebenfalls von Jänner 1987) folgender Strukturierungsvorschlag  der Wirtschaftskunde in der AHS-Oberstufe :

5.Kl. AHS-Oberstufe: __________ Vorschlag aus dem Jänner 1987 :

1. Der Mensch und seine materiellen Bedürfnisse (Bedürfnisse Bedürfnisbefriedigung durch die Verwendung von Gütern und Dienstleistungen).

2. Wirtschaften als Folge der Güterknappheit  (ökonomisches Prinzip).

3. Arbeitsteilung als Kennzeichen entwickelter Volkswirtschaften.

4. Vom Gütertausch zur Geldwirtschaft (Arbeitsteilung erfordert Geldwirtschaft).

5. Der primäre Wirtschaftssektor (Landwirtschaft, Bergbau, Energie, Boden als Produktionsfaktor).

6.Kl.:

6. Industrielle Produktion (Sachgüterproduktion)

7. Industrielle Produktionsweisen (vom Tailorismus zu autonomen Fertigungsgruppen, Massenproduktion).

8. Industrielle Gesellschaft (Technischer Fortschrittsglaube).

9. Dienstleistungen gewinnen an Bedeutung (Handel, Geldsektor, Verkehr, Tourismus, öffentliche Dienstleistungen)

10. Der Betrieb, Stätte der Leistungserstellung, Betriebliches Rechnungswesen:  die zahlenmäßige Darstellung  betrieblicher Vorgänge;  Das Unternehmen:  die rechtlichen Rahmenbedingungen

7.Kl.:

11. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung: die zahlenmäßige Darstellung des Wirtschaftsgeschehens.

12. Wirtschaftsordnung: die Regeln für die wirtschaftliche Betätigung.

13. Gütermärkte

14. Arbeitsmarkt

15. Die Staatsaufgaben

16. Wirtschafts- u. Sozialpolitik und die Rolle des Staates, Ziele der Wirtschaftspolitik.

17. Wirtschaftsverbände: Möglichkeiten und Grenzen der Wirtschaftspolitik.

8.Kl.:

18. Möglichkeiten und Grenzen des Wirtschaftswachstums, Qualität und Quantität.

19. Einkommens und Vermögensverteilung, Soziale Gerechtigkeit, Leistungsgerechtigkeit.

20. Informationsgesellschaft, Vordringen der Mikroelektronik

21. Außenwirtschaftliche Verflechtungen, Wirtschaftliche Integration.

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Lehrplanentwurf  für die  5. Klasse AHS-Oberstufe         Stand nach dem 27.Februar 1987

(Themen und Ziele, - die Lehrinhalte wurden am 24.März  ergänzend dazu erarbeitet)

Jahresthema:  Auseinandersetzung des Menschen mit seiner natürlichen und sozialen Umwelt

 1. Die landschaftsökologischen Zonen der Erde :

1.1  Wechselbeziehungen von Relief, Klima, Boden und Vegetation beispielhaft aufzeigen.

1.2  Die Verbreitung der natürlichen Landschaftskomponenten (Geofaktoren) analysieren und erklären.

1.4  Landschaftsökologische Zonen der Erde als natürliche Lebensräume sehen und bewerten.

 2. Bevölkerungs- und Gesellschaftsstrukturen, deren Entwicklungen und Veränderungen :

2.1  Die räumliche Verteilung der Erdbevölkerung beschreiben.

2.2  Die Ursachen, Formen und Folgen demographischer Prozesse erklären.

2.3  Zusammenhänge zwischen Bevölkerungsentwicklung und gesellschaftlichen Strukturen erklären.

3. Der Mensch und seine wirtschaftlichen Bedürfnisse :

3.1  Bedürfnisbefriedigung und Güterknappheit als Ursachen  wirtschaftlicher Aktivitäten des Menschen erfassen.

3.2  Technologie und Wirtschaft als Faktoren des Gesellschaftswandels aufzeigen.

4. Nutzung der natürlichen Ressourcen und ihre Folgen :

4.1  Agrarische Nutzungsformen und -zonen der Erde beschreiben und erklären.

4.2  Die Tragfähigkeit der Erde diskutieren und ihre bestimmenden Faktoren zusammenstellen und gewichten.

4.3  Erschließung und Wertwandel von Räumen durch Nutzung natürlicher Ressourcen erkennen.

4.4  Die Notwendigkeit umweltpolitischer Maßnahmen als Folge der fortschreitenden technologisch- wirtschaftlichen Entwicklung verstehen.

5. Kulturelle Merkmale zur Kennzeichnung von Regionen :

5.1  Einsicht in den Zusammenhang zwischen Kulturfaktoren (Religion, Tradition) und Sozial- und Wirtschaftsstruktur.

5.2  Die Kulturerdteile und ihre charakteristischen Merkmale überblicken können.  

 

In der Sitzung vom 27.Februar 1987 wurden die im neuen LP 1989 (BGBl. 63. Vdg.1989) den Themen und Zielen untergeordneten  ( "die Lerninhalte dienen dem Erreichen der Ziele. Auswahl, Reihung, Ergänzung oder eventuelles Ersetzen durch neue Inhalte  ist vom Lehrer selbst vorzunehmen" = Didaktische Grundsätze ebenda S. 752 ) Lehrinhalte hinzugefügt . Diese vom Schulversuch übernommene Formulierung verdeutlicht den pädagogischen Unterschied zu den als Stoffsammlungen verfaßten Lehrplänen davor oder zu denen z.B. bei der HAK 1988 - vgl. Kap. 8)

Ein VERGLEICH soll die in den nächsten Sitzungen (bis Oktober ) und nach dem Begutachtungsverfahren erfolgten Änderungen (an einer zunächst noch mißverständlich formulierten Passage) verdeutlichen :

LP-Entwurf  25. 2.1987 (vgl. in GW-Unterr.29/1988) Im  Lehrplan  1989  http://www.ris.bka.gv.at/auswahl/   bzw. http://gw.eduhi.at 

Thema 3:  

LZ 3.2 :

Inhalte:

Der Mensch und seine materiellen Bedürfnisse, 

das ökonomische Prinzip, Wirtschaften als Folge 

von Knappheiten, Arbeitsteilung und Geldwirtschaft 

als Kennzeichen volkswirtschaftlicher Entwicklung,

der Einsatz der Produktionsfaktoren.

Der primäre Wirtschaftssektor,  soziale und 

ökonomische Organisationsformen der Landwirtschaft,  

technologische Veränderungen,  die gesellschaftlichen 

und wirtschaftlichen Wandel bewirken, an Beispielen.

.

+ ... anhand gegenwartsbezogener regionaler Beispiele aufzeigen.  

 .

Der Mensch und seine materiellen Bedürfnisse, 

das ökonomische Prinzip, Wirtschaften als Folge 

von Knappheiten, Arbeitsteilung und Geldwirtschaft 

als Kennzeichen volkswirtschaftlicher Entwicklung,

der Einsatz der Produktionsfaktoren.

.

.

Technologische Veränderungen,  die gesellschaftlichen 

und wirtschaftlichen Wandel bewirken, an Beispielen.

Thema 4 :

(schon zu Okt.Reduktion auf 3 LZ)             

LZ 4.2  : Begrenztheit mineralischer ...  

LZ 4.3, (wurde gestrichen)

LZ 4.4  (kam in 6.Klasse: 3.2)  

Inhalte Thema 4:

Verteilung und Produktion wichtiger Rohstoffe. 

Weltenergiebilanz, Verkehrserschließung und 

Raumbewältigung an Hand von Beispielen,

die Umgestaltung der Naturräume durch den 

wirtschaftenden Menschen zeigen; Nutzung 

ökologischer Grenzräume, Neulandgewinnung, 

Entstehung und Auflösung von Landnutzungszonen,

Tragfähigkeit der Erde in Zusammenhang mit 

Entwicklungsstand, Ressourcen und Umweltbe-

lastung quantitative und qualitative Ernährungs-

situation.

   +...mineralischer und fossiler Rohstoffe .  

 

  + Soziale und Ökonomische

  Strukturen der Landwirtschaft, Verteilung, Produktion und

 weltwirtschaftliche Bedeutung wichtiger Rohstoffe, die Er-

 nährungssituation der Erde im Zusammenhang mit dem 

 Entwicklungsstand, Verkehrserschliessung, Landschafts-

 veränderung und Wertwandel von Nutzungsräumen durch 

 den wirtschaftenden Menschen, Nutzung ökologischer 

 Grenzräume und Neulandgewinnung, Entstehen und Auf-

,lösen von Landnutzungszonen.  

 

Thema 5:    

           

(verändert schon bis Oktober:)

LZ 5.1 u.5.2 (schon bis Oktober) 

 

Inhalte: (schon bis Oktober verändert)

Kulturbegriff, zivilisatorische Entwicklungsstufen, 

Kulturlandschaft, Kulturräumliche Großgliederung 

der Erde, Problematik der der Abgrenzung von 

Kultur räumen an Hand von Beispielen, Staaten 

als raumbildendes Element, Grenzen und Staaten 

als Ergebnis historischer Prozesse

an Hand von Beispielen.  

Regionale Differenzierung nach kulturellen und 

sozioökonomischen Merkmalen.  

 

  Prägende Kulturfaktoren erkennen

 Die Gliederung der Erde nach sozioökonomischen und 

 kulturellen  Gesichtspunkten begründen.  

.

 Die großen Sprachgruppen, die Verbreitung der Weltreligionen, 

 traditionsbestimmte Lebensformen,

 Gliederung der Erde nach sozioökonomischer Kriterien,

 Gliederung der Erde unter Einbeziehung kultureller Merkmale.  

 

 
   

Die Veränderungen zeigen verschiedene Hintergründe und Auswirkungen auf :

Zwischen dem ersten Entwurf der 5.Klasse im Februar und dem dann in das Begutachtungsverfahren gegangenem Text (siehe oben jeweils die Anmerkung "verändert schon bis Oktober") erfolgte einerseits bei Thema 4 eine Reduzierung der Ziel, wobei einerseits  "Erschließung und Wertwandel" (ursprüngliches LZ 4.3) nur mehr als (möglicher) Inhalt aufschien; andererseits die "umweltpolitischen Maßnahmen"( LZ 4.4) in die 6.Klasse zum 3.Themenbereich "Industrie und Umwelt" dazugeschlagen wurde.

     Grundsätzlicher war die zweite Veränderung  zwischen Februar und Oktober 1987:

Der 5.Themenbereich verlor seinen ausschließlich auf (wie noch im Schulversuch) das Kulturerdteilkonzept bezogenen Charakter (zur Kritik daran vergl. etwa DÜRR H. in GR 4/1987, S. 228-232; oder ENGELHARD K.  in GR 6/1987 S. 358-361 !!!). Letztlich einigte man sich den (dem theoretischen Hintergrund nach, doch etwas traditionelleren) Grundentwurf von FORSTER/THEMESSL allgemeiner nun formuliert, als abschließenden Weltüberblick ("regionale Differenzierung nach kulturellen und sozioökonomischen Merkmalen")  im LP zu verankern. "Sprachgruppen", "Weltreligionen" scheinen zwar noch in den Inhalten auf, eine "Gliederung der Erde" soll aber nur mehr "unter Einbeziehung kultureller Merkmale" (und das müßten eigentlich nicht unbedingt die KOLB'schen "Kulturerdteile" sein) vorgenommen werden;  d.h. auch andere Möglichkeiten sollen dem Schüler vorgeführt werden ) . Da FORSTER aber auch Vorsitzender der Approbationskommission ist (siehe Kap. 10.3.) , schlug - wie anhand der abgedruckten Approbationsgutachten noch nachgewiesen wird - seine hier präsentierten aber nicht mehrheitsfähig gewordenen ursprünglichen didaktischen (nicht unbedingt auf der Höhe der Entwicklung seieden - s.o. bei DÜRR bzw. ENGELHARD) Vorstellungen aber massiv bei seiner (und für die Schulbuchzulassung damit amtlichen) LP-Auslegung bezüglich der Bücher durch - sogar gegenüber anderen LP-Kommissionsmitgliedern wie G. Kramer/Verlag Hölzel Wien, aber auch gegenüber fachdidaktisch modernerer Buchkonzepte wie das von Rieß u.a. beim Verlag Bohmann/Wien ! Beide Bücher wurden - z.T. mit fachdidaktisch fadenscheinigen und das fachdidaktische Schrifttum völlig ignorierenden Argumentationen zunächst einmal abgelehnt (siehe Kapitel 10.3.1 , wo in dieser Arbeit Auszüge aus den Gutachten abgedruckt sind.)

       Als Folge der ersten (noch vor dem Begutachtungsverfahren stattgefundenen,  Informationsveranstaltung für Schulbuchautoren und Schulbuchverlage und des Begutachtungsverfahrens im Frühjahr/Sommer 1988 erfolgte dann noch eine die dritte grundsätzliche Änderung in dieser Klasse:

In der LP-Fassung von Oktober 1987  (auch dokumentiert bei MALCIK :1988a in GW-Unterricht H. 29)  schien in dem, ein erstes wirtschaftskundliches Grundwissen zusammenfassenden 3.Themenbereich (zwar nicht in den letztlich ausschlaggebenden Lernzielen -siehe obige Fußnote zu den "Didaktischen Grundsätzen") in den (illustrierenden und auswählbaren) Lerninhalten der Passus "der primäre Wirtschaftssektor ..." auf.

     Dies ergab die - im grunde nicht ausschließlich von der LP-Kommission gewünschte Interpretation,  daß in der 5.Klasse  diese wirtschaftskundlichen Grunderkenntnisse und  -strukturen  n u r   am I. Wirtschaftssektor, der Landwirtschaft durchgenommen werden sollten.

     Nach dem Begutachtungsverfahren  wurde der  auf die landwirtschaftliche Produktion bezogene Lehrinhalt  dann dem  4. Themenbereich  "Nutzung der natürlichen Ressourcen und ihre Folgen"  zugeordnet, wodurch auch eine stärkere Homogenität dieses Themas erreicht werden konnt.

     Interessant aber, daß - in Hinblick auf eine "stärkere Verortung"  ("Verräumlichung" im traditionellen Sinn ?)  des Ökonomiekapitels zum zweiten Lernziel (3.2)  "Technologie  und Wirtschaft als Faktoren des Gesellschaftswandels" der Nebensatz hinzugefügt worden ist : "anhand gegenwartsbezogener regionaler Beispiele aufzeigen" ! (nach dem Begutachtungsverfahren in den endgültigen LP-Text hineingenommen)

  .

7.2.2       Die 6. Klasse der AHS-Oberstufe 

       Der Lehrplan für die 6.Klasse der AHS-Oberstufe mußte wesentlich weniger Änderungen als der (in seinem Kompromißcharakter weitaus pluralistischer erarbeitete)  LP der 5.Klasse durchlaufen, als er zwischen Juni und September 1987 formuliert wurde. Ein stringenteres Konzept und homogenere Vorstellungen in der LP-Gruppe waren dafür ausschlaggebend.

     Vergleicht man die Formulierung eines ersten Zwischenergebnisses vom 11.Juni 1987 mit dem Text vom Oktober (bei MALCIK :1988a in GW-UNTERRICHT) und der tatsächlichen LP-Verordnung (nach der Begutachtung) 1989 in BGBl. 1989, Vdg. 63 v. 7. Februar 1989, S. S. 746-753 -  http://www.ris.bka.gv.at/auswahl/  bzw. http://gw.eduhi.at  ), so sind nur geringe Veränderungen feststellbar.

       Die fünf Themenbeiche (Prozesse der Industrialisierung, Industrielle Organisations- u. Produktionsformen, Industrie u. Umwelt, die Stadt als Ausdruck wirtschaftlicher u. gesellschaftlicher Entwicklung, regionale Disparitäten)  sind unverändert gleich formuliert geblieben. Anzumerken wäre, daß in dem schon nach dem alten LP 1986 herausgekommenen 2. Band für die 6. Kl. AHS-Oberstufe von RIESS/SCHNELLER/SITTE Ch./WEISS (Verl. Bohmann Wien) erstmals eine ähnliche thematische Kapitelabfolge "Veränderungen in der Industrie", "Städtische Lebensräume" ,"Randgebiete und Randgruppen" (=Disparitäten) aufgeschienen ist.

       Von den 15 Lernzielen des Juni-Entwurfs sind die 10 LZe  der  Themen 2 bis 5 unverändert im LP-1989 zu finden. Herausgefallen ist (schon im Zwischenstadium vom Oktober) beim 4. Thema Stadt" 31) ein damals letztes LZ 4.4  ("Erkennen, daß die städtische Lebensweise  nicht auf städtische Siedlungen beschränkt ist"). Sowohl das Thema "Industrielle Organisations- u. Produktionsformen" als auch das über "Stadt..." sind bewußt als Erweiterungen der in der Unterstufe (2. Kl. LP 1985) gedacht. Der damalige Inhaltsvermerk "Funktionale Gliederung" hatte ja bei den 12jährigen  nicht bedeutet, daß dort - wie im Lehrbuch von Westermann, Bd. 2 1986 dann nachhaltig praktiziert - von allen Kulturräumen funktionale Stadtpläne den Schülern in abstrakter Weise vorgelegt werden sollten - dies war eher für die Oberstufe vorbehalten gedacht gewesen (Wie es überhaupt schade ist, daß die "Westermannreihe von Atschko/Benvenutti u.a. kein Oberstufenbuch versuchte, wäre es doch interessant gewesen, wie die Autoren dort dann das Thema "Stadt" "altersgemäß" behandelt hätten !

Die von Wolfgang SITTE in diesem Zusammenhang geforderte Ausrichtung des Kapitels mit dem Hervorstreichen der "Lebensweisen", "die Stadt als Innovationszentrum" und "die Verstädterung des Landes, als Verhaltensänderung seiner Bewohner", wurde in der Gruppe nicht angenommen (laut Interviewaussagen spielten dabei auch Argumente mancher Mitglieder "die, nach dem Unterstufen-LP verunsicherte Lehrerschaft würde uns dabei nicht folgen" eine Rolle). Im Text dominiert daher weiter "das Räumliche".  

Die 4 LZe des ersten Themas wurden zwischen Juni und Oktober 1987 (= auch so im LP-89) wie folgt umformuliert:

1.1 Merkmale der Industriegesell-                                         Die Unterschiede zwischen Modellen und

    schaft in verschiedenen Systemen                                    realen Erscheinungsformen von Wirtschaftssystemen 

     vergleichen.                                                                   erkennen

1.2 Voraussetzungen und Erscheinungen                              Rahmenbedingungen und Antriebskräfte

    der Industrialisierung  unter verschiedenen                         industrieller Entwicklung

     gesellschaftspolitischen Bedingungen                              an Beispielen darstellen können.

     analysieren.

1.3 Die Zunahme des materiellen                                          Die Ausbreitung der industriellen

    Lebensstandards durch wirtschaftliches                            Entwicklung über die Erde aufzeigen.

     Wachstum erkennen.                  .

1.4 Die Veränderung der Bedeutung des                               Das Übergreifen industrieller

     tertiären Sektors unter dem Einfluß                                 Denkweisen und Arbeitsformen

     des Industrialisierungsprozesses erkennen.                     auf andere Wirtschaftsbereiche erfassen.

__________________________________________________________________________

Aufschlußreich für die verschiedenen Einflüsse innerhalb der LP-Kommission sind ferner noch zwei Beobachtungen:

       Im allgemeinen folgten die GW-Lehrer der LP-Gruppe den (schon oben angeführten) Vorschlägen der Sozialpartner beim  Einbau der Wirtschaftskunde-Inhalte. (so der Intention, stärker als bisher betriebswirtschaftliche Kenntnisse einzubringen - hier dann in diesem 3.Thema der 6.Klasse, das an GW-Lehrer noch so manche neue Ansprüche stellen wird !)

Wesentlich stärker aber als in diesen (externen) Vorschlägen kommt dann bei der LP-Textierung die politisch bildende Orientierung heraus (vor allem W. SITTE pochte auf diese "Angelpunkte", die das "Unterrichtsprinzip PB" 1978 dezitiert eröffnet hatte ):

In der 5.Klasse AHS-Oberstufe merkt man das nur an den Hinweisen bezüglich eines "Wertwandels" .

In der 6.Klasse ist Politische Bildung bezüglich ökonomischer Lehrbereiche und Inhalte schon expliziter formuliert:

Das gesamte 3.Thema "Industrie und Umwelt" mit seinen beiden LZn. Oder bei den Inhalten von Thema 2 :  ... der Betriebsstandort als Objekt wirtschaftlicher und politischer Überlegungen ... gesellschaftliche Auswirkungen von Standortentscheidungen.

Ferner bei den Inhalten von Thema 4: ... Ökologische und soziale Umweltprobleme einer Großstadt.

In der 7.Klasse wurde zusätzlich LZ 3.3 ("Konsumverhalten", auch in LZ 1.4, 3.7 und 6.4 - nur im WIKU-RG - nach Vorschlägen W.S  (Keine Akzeptanz fand W. Sitte's 5. LZ Vorschlag zum Konsumentenbereich: "Bei Kaufentscheidungen die Waren und Dienstleistungen privater und öffentlicher Anbieter kritisch prüfen und die Qualität und Preise den Nutzvorstellungen gegenüberstellen" ), der ganze 6. Themenbereich ("Ökologie- und Umweltprobleme"), wo dezitiert von "wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen als Ursache ökologischer Probleme" und von "Nutzungskonflikten" geschrieben wird, hinzugefügt. MALCIK (1988, S.3) führte dazu aus, daß in der 7.Klasse gegenüber der 6.Kl. hiebei an "regionale, kleinräumige Umweltprobleme an Hand österreichischer Beispiele" gedacht sei.  

Anders als in der LP-Arbeitsgruppe für GW  im Bereich der Schulen der 10-14jährigen (siehe Kap. 5.1.2), wo am Beginn der Arbeit die Erstellung der allgemeinen Ziele für GW in der Bildungs- und Lehraufgabe gestanden war, wurde dieser Teil für den AHS-Oberstufenlehrplan erst nach der Erstellung der Lehrplanteile für die 5.und 6.Klasse im Herbst 1987 erstellt.

Dies verdeutlicht noch einmal  die,  primär von der Praxis beeinflußte Lehrplanarbeit (anstelle eines hierarchischen Vorgehens von den höchstrangigen Zielen zu den mittelfristigen Grobzielen in den einzelnen Themenbereichen des Klassen-LP) und verdeutlicht, daß in den Kommissionen den Klassenzielen (-strukturen) weitaus vorrangigere Bedeutung zugemessen wird !

Weiters spielte sichtlich auch der Zeitdruck und die schon im Schulversuch und im Unterstufen-LP-1985 vorhandenen Bildungsziele,  die von den  Gruppenmitgliedern  allgemein akzeptiert wurden, eine Rolle.

Bei MALCIK (1988a) findet man somit im Oktoberentwurf des LPs die erste Variante der Bildungs- und Lehraufgabe, getrennt in fachübergreifende und in fachspezifische Ziele des Unterrichts in GW.

Für die (dort noch nicht angeführten) DIDAKTISCHEN GRUNDSÄTZE formulierte W.SITTE im November 1987 folgende "Gedanken zu den Didaktischen Grundsätzen":

1.Bei der Organisation des Lernprozesses geht es darum, mit  welchen Unterrichtsverfahren und Medien geographisch-wirtschaftskundliche Sachverhalte, Zusammenhänge und Einsichten für Schüler aufgeschlossen werden können.

2.In der Oberstufe werden höhere Anforderungen an die Sachorientierung und Selbständigkeit der Schüler gestellt als in der Unterstufe.

3.Es soll in jeder Klasse Unterrichtseinheiten geben, in denen der Schüler durch unmittelbare Auseinandersetzung mit der Realität lernt. Die Realbegegnung mit dem Raum (der Landschaft)  und dem Betrieb (Wirtschaft) in Form von aktiven Erkundungen  bei denen der Schüler  beobachtet,  sammelt, protokolliert, zeichnet,  photographiert, mißt,  kartiert, interviewt etc. wirkt nicht nur motivierend, sondern qualifiziert ihn auch zur Mitgestaltung der Umwelt.

4.Aber auch im Klassenzimmer sollte beim Unterricht die Aktivität des Lernenden in den Vordergrund stehen. Daher sollten  stärker als bisher  Unterrichtsverfahren eingesetzt werden, die zur eigenständigen, kritischen Informationsverarbeitung führen.  Das selbständige Erkennen von Problemen und Fragestellungen, die Selbstfindung von Wegen zu ihrer Lösung und  von Methoden der Aneignung neuen Wissens und Könnens sind zu entwickeln und zu üben. Modell- und Theoriebildung sind als Hilfen bei der Bewältigung der Informationsfülle zu erkennen.

5.Daher sind neben Fallstudien und  projektorientierten Unterrichtsverfahren bzw. fächerübergreifenden Projekten auch didaktische Spiele in jeder Klassenstufe einzusetzen.

6.Eine besondere Rolle  kommt auf der Oberstufe  dem computerunterstützten Unterricht zu, wobei die in der Informatik erworbenen Grundfertigkeiten in GW sachbezogen eingesetzt und erweitert werden sollen.                                  .

Da für einen ähnlich strukturierten LP auf der AHS-Unterstufe 1985 "Didaktische Grundsätze" schon vorlagen, erfolgte ihre Ausformulierung dann relativ rasch im November 1987.

    .

7.2.3   Die 7. und 8. Klasse der AHS-Oberstufe

Im Dezember 1987   wurde aufgrund der früher schon erwähnten Vorarbeiten  von KRAMER, MALCIK, ZACH und W. SITTE im Sommer,  die Arbeit für die 7. (und 8. = Matura-) Klasse aufgenommen.

Von  W. MALCIK  stammten die im Folgenden angeführten  "Überlegungen zur Strukturierung der 7.Klasse "ÖSTERREICH":

" Bisher: 5  Themenblöcke: (Anm. Ch.S.: im davor laufenden "Schulversuch GWK Oberstufe" - vgl. dokumentiert in "Festschrift f. Wolfgang Sitte" = GW-UNTERRICHT 23 / 1986, dort im Anhang abgedruckt aus Qu.: Arbeitsberichte des Zentrums für Schulversuche und Schulentwicklung, Heft III/26/GWK, A: Lehrplankommentar I, Hrsg. BMUK Abt. III Klagenfurt-Graz-Wien 1985 ) :

"Naturraum",  "Bevölkerung u. Gesellschaft",  "Lebensräume",  "Wirtschaft",  "Raumordnung" - mit zusammen 17 Lernzielen. "

(Anm. Ch.S.: Auch das erste - sowohl inhaltlich als auch fachdidaktisch modernen Ansprüchen gerecht werdende Österreichische Oberstufenschulbuch für die "Österreichklasse" der AHS, das beim Verlag Ed. Hölzel in Wien 1984 von M. SEGER u. W. SITTE als Band 3 von "Raum-Gesellschaft-Wirtschaft" brach mit einer so gestalteten Gliederung das bis dahin monopolartig vorherrschende länderkundliche Schema - vgl. zu österr. Schulbüchern in Kap. 9 und diesbezüglich 9.4)

Der  D i s k u s s i o n s e n t w u r f  (von W. MALCIK in der LP-Kommission 1987 formulierte weiter ) :

a) Beibehalten dieser Struktur und umformulieren der LZ und   -Inhalte nach neuem Schema.

       Anm.: Das Kap. WIRTSCHAFT bildet in der U-Praxis den inhaltlichen und zeitmäßigen Schwerpunkt des Unterrichts

             (ganzes 2.Semester) und hat derzeit im LP monolithischen Charakter.

 

b) Auflösung der bisherigen Gliederung zugunsten vermehrter Integration von Raum-Gesellschaft-Wirtschaft gemäß dem ins

       Auge gefaßten Jahresthema der 7. Kl. AHS-Oberstufe : GESELLSCHAFT, RAUM u. WIRTSCHAFT   ÖSTERREICHS.

 

     d a z u   e i n i g e    Ü b e r l e g u n g e n :

b1) Position und Umfang der physischen Geographie (also Naturräume Ö.) überprüfen ! Vorleistungen der 5.Kl. beachten, Unterordnung unter wirtschaftliche und soziale Zielsetzungen  (Landschaftsschutz, Umweltbelastung u.a.)

b2) Aufwertung der demographischen und gesellschaftlichen  Inhalte des LP (derzeit nur 2 LZ !) im Sinne erhöhter Verknüpfung mit räumlichen, wirtschaftlichen und so zialen Auswirkungen der Bevölkerungsdynamik (West-Ostgefälle, Arbeitsmarkt, Sozialsystem, Steuersystem u.a.)

b3) Lebensräume für sich alleine (im siedlungsgeographischen  Sinne) oder Konnex mit der wirtschaftsräumlichen Dynamik Integration des Kap. Raumplanung, Hinzufügen von Raumtypen etc ??

         Vorleistungen der 6.Klasse beachten.

b4) Soll die Wirtschaft Österreichs ihren Blockcharakter beibehalten, wie kann er aufgelöst werden ?

    Mit Ausnahme des Themas Wirtschaftspolitik könnte eine  Auflösung der bisher sektoralen Betrachtungsweise ermöglicht werden, indem ökonomische und  soziale Phänomene schlechthin die Jahresgliederung bilden, der sich Naturräume, Siedlungsräume, Bevölkerungsentwicklung  unterordnen

         z.B.:

    LZ Den Wandel der Erwerbsstruktur und der Arbeitswelt analysieren und beurteilen.

    Darunter könnten Inhalte aus den Bereichen Wirtschaftssektoren, Wirtschaftsräume, Arbeitsmarkt, Bevölkerungsentwicklung, Sozialpolitik etc. subsummiert werden.

         oder

    LZ Regionale Disparitäten der wirtschaftlichen Dynamik  erkennen und deren Konsequenzen sowie politische            Steuerungsmaßnahmen abschätzen lernen.

   Unter diesem LZ kann sich eine genauere Regionalgeographie Österreichs aber auch eine gesamtwirtschaftliche Übersicht, regional differenziert finden.

 

b5) Welche betriebswirtschaftlichen Ziele und Inhalte    (vergl. 6.Kl.) sollen in der 7.Kl. angestrebt werden ? "

________________________________________________________________          

 . 

G. KRAMER, W. MALCIK, W. SITTE und F. ZACH gaben dann in ihrem Vorschlag für die "Österreichklasse" die folgende Themenabfolge an (die auch so in den LP-AHS-1989 hineinkam - vgl. http://www.ris.bka.gv.at/auswahl/     bzw. bei http://gw.eduhi.at  ):  

7. Klasse AHS-Oberstufe :  RAUM, GESELLSCHAFT und WIRTSCHAFT   ÖSTERREICHS "

  1. Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme

  2. Demographische und gesellschaftliche Entwicklung

  3. Wirtschafts- und Sozialpolitik

  4. Arbeitswelt und Betrieb (umformuliert in: Arbeitswelt u. Unternehmen anhand von Betriebserkundungen)

  5. Regionale Disparitäten

  6. Ökologie und Umweltprobleme (weggelassen wurde dann :

                     ... durch Wirtschaft und Freizeitverhalten)  

.

In dem, erstmals einer breiten Lehrerschaft den gesamten LP von GW an der AHS-Oberstufe präsentierenden Beitrag im Dezemberheft von GW-UNTERRICHT (Heft 32 / 1988), begründete MALCIK (1988b, S.2) die hiemit getroffene Strukturierung und Gewichtung wie folgt:

       Der Themenblock "Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme" steht ganz bewußt zu Beginn als Einstieg in die Jahresthematik. Dies aus einer Reihe von Gründen:

1. Diesem Einstieg kommt Signalwirkung zu.  GW will damit seinen Anspruch auf vermehrte  wirtschaftliche Bildung verdeutlichen und klarstellen, daß der wirtschaftende Mensch mit seinen Raum  und Gesellschaftsveränderungen  im Mittelpunkt  geographischer  Betrachtungen steht.

2. Viele wirtschaftswissenschaftliche Werke gehen von der gesamtwirtschaftlichen Leistung einer Volkswirtschaft aus und vertiefen und erklären anschließend die einzelnen Kapitel der Makroökonomie. Denselben Weg gehen auch viele für das breite Publikum gedachte populärwissenschaftliche Bücher.

3. Dieser Einstieg sichert die Entstehung eines klaren gesamtwirtschaftlichen Bildes über Stand und Leistungsvermögen der Österreichischen Volkswirtschaft  und liefert damit  zu Beginn einen   wesentlichen  Beitrag  zur Politischen  Bildung.  In deduktiver  Weise werden dann  die Voraussetzungen,  regionalen Variationen und Konsequenzen gesamtwirtschaftlicher Tatbestände analysiert.

Und weiter führt MALCIK (1988b ,S.2) aus:

An diesen Einstieg schließt ein demographischer Themenblock an, der stärker als bisher  die gesellschaftliche Komponente berücksichtigt:  Fragen der beruflichen Mobilität,  der Ausbildung und der Einkommens- und Vermögensverteilung stehen gleichrangig neben klassischen  bevölkerungsgeographischen  Anliegen .  Längstens hier wird klar,  warum Kenntnisse  über die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und die Kapazitäten der einzelnen Wirtschaftszweige vorrangig notwendig sind. Da der Arbeitsmarkt in engem Konnex zur demographischen und sozialen Entwicklung steht, wurde dieser Lehrinhalt hier eingeordnet.

Der Themenblock "Wirtschafts-und Sozialpolitik" beinhaltet zentrale Anliegen  der Wirtschaftskunde und der Politischen Bildung.

Hier sollen auf fortgeschrittenen Niveau  Einblicke in die österreichische wirtschaftspolitische Praxis gegeben werden, um einerseits die tagespolitische Diskussion für den Schüler transparenter zu machen  und andererseits  entscheidende Hilfestellung für das politische und ökonomische Verhalten junger Menschen nach dem Schulabschluß zu geben. Keinenfalls wird es möglich sein, diesen Themenblock umfassend auszuschöpfen  und alle Facetten der Wirtschafts- und Sozialpolitik im Unterricht darzustellen.  Zur Vertiefung wichtiger Themen sei auf den Katalog des Wahlpflichtfachs verwiesen.

Als Fortsetzung betriebswirtschaftlicher  Ziele und Inhalte der 6.Klasse werden Fragen unternehmerischer Tätigkeit und Fragen der Arbeitswelt für die Arbeitnehmer aufgerollt,  wobei arbeitsrechtliche, berufsqualifizierende Aspekte  niemals umfassend,  sondern an konkreten Einzelbeispielen beleuchtet werden können .

Neben diesen österreichweiten  Themen  erfolgt eine regionale Differenzierung. Hier sollen die Ursachen regionaler Disparitäten Raumfunktionen, regional- und  kommunalpolitische Probleme analysiert werden,  was wohl - je nach Schulstandort - in sehr  unterschiedlich gewählten Fallbeispielen geschehen wird. Der traditionelle Überblick über den österreichischen Naturraum kann in diesem Thema sinnvoll integriert werden.( Anmerkung Ch.S.:  Im Anfangsthema der 7. Klasse und in dieser letzten Aussage zeigen sich grundsätzliche Unterschiede in der neuen Betrachtungsweise der "Österreichklasse" - fast wäre man geneigt auf dieser stufe das fach "Wirtschaftskunde und geographie" zu nennen. W. Sitte meinte, daß im Jahresthema man den "Raum" an erster Stelle belassen habe, um auch traditionell denkende Kräften zumindest in einer ersten Phase zu beruhigen. Das "Denken in Großlandschaften als Basis für eine Wirtschaftsbetrachtung Österreichs" merkt man auch bei den in 7.3 angeführten Aussagen im Lehrplanbegutachtungsverfahren - Anm. 2001: Auch die dann für diese Klasse entstandenen drei Schulbücher haben - fachdidaktischer Populismus ??? - in zwei der drei Ausgaben  - diesen regional einsteigenden Ansatz beibehalten - alleinig Malcik/W.Sittes 7. Klasse-Buch "Raum Gesellschaft wirtschaft" - das zwar mit etwas mehr als ein Drittel des Marktanteils das wichtigste darstellt, vertritt den neuen Ansatz, daß die Gesamtwirtschaftliche Entwicklung ausschlaggebend auch für die regionale Entwicklung wäre.

Ökologie und Umweltprobleme bilden den Schluß der 7.Klasse AHS-Oberstufe, um den Schüler mit einem verstärkten Umweltbewußtsein in die 8.Klasse (=Maturaklasse der AHS) zu entlassen, nachdem bereits in der 6.Klasse mit überregionalen Umweltthemen Vorarbeit hierfür geleistet wurde (MALCIK, ebenda).

       Im  Wirtschaftskundlichen Realgymnasium  (wo sowohl in der 7.Kl. Oberstufe als auch in der Maturaklasse, GW um eine Wochenstunde mehr, also je 3 Wochenstunden im Kernfach , zugesprochen bekommen hat, kamen zu den  19 LZn der 7.Kl. noch 12  weitere wirtschaftskundliche LZe hinzu. Geographie und Wirtschaftskunde, besonders mit Betonung des zweiten Namensteils stellt in diesem Schultyp einen der - wie im LP-89 erstmals verordnet - "typenbildenden Pflichtgegenstand" dar (neben "Biologie und Umweltkunde","Haushaltsökonomie und Ernährungslehre" bzw. "Psychologie und Philosophie - einschließlich Praktikum").

       Bei der Lehrplankonzeption für GW war auf die Anliegen des ebenfalls typenbildenden Gegenstandes "Haushaltsökonomie und Ernährungslehre" zu achten, der in der 5.und 6.Klasse den Vorlauf für die wirtschaftskundliche Bildung im Rahmen des GW-Unterrichts der 7. und 8. Klasse in der Oberstufe der AHS bildet. Eine Abstimmung zwischen den beiden Unterrichtsfächern erfolgte dahingehend, daß „HE“ mehr die mikroökonomischen Aspekte, besonders die des privaten Haushalts,  GW eher die makroökonomische Sichtweise betont (MALCIK: 1988b,S.3).

     Verstärkt wurden im "WIRTSCHAFTSKUNDLICHEN REALGYMNASIUM "  in der 7.Klasse das erste Thema um die zusätzliche Betonung des "privaten und öffentlichen Konsums als Wirtschaftsfaktor" ; das dritte Thema  um vier LZe,  die  "Mechanismen des Geld- und  Kapitalmarktes", "Steuern und Abgaben" und eine Verstärkung der vorhandenen LZe zur "Sozialpolitik" und dem "Konsumentenschutz"; das vierte Thema um drei LZe, die stärker die Bereiche "betriebliches Rechnungswesen" und "Marketing" betonen; das sechste Kapitel  durch die Verstärkung des Aspekts  "Massenkonsum und Umweltbelastung".

Neu hinzu kam in diesem Schultyp ein 7.Themenbereich "Berufe und Berufswahl",  der im Zusammenhang mit dem in diesem Schultyp geforderten "Praktikum" steht.    

Im Gymnasium und Realgymnasium können die im Wiku-RG angebotenen Zusatzbereiche selbstverständlich im Wahlpflichtfach GW auch untergebracht werden.

Für die 8. Klasse  in allen AHS-Typen war zwar  (bedingt auch durch Vorarbeiten - siehe dazu oben bei der  7.Klasse AHS-Oberstufe) eine grobe Struktur festgestanden, nämlich alle anderen Bereiche, die noch nicht durchgenommen worden waren,  stark unter Einbeziehung eines politisch bildenden Aspekts  (Themen wie  Integration, Dritte Welt oder der von W.Sitte schon für die 5.Klasse vorgeschlagene Perceptionsansatz (vgl. dazu sein als breite Lehrerfortbildung gedachter Artikel in der vom BMUK an   a l l e  Lehrer der Oberstufen dreimal p.a. gratis abgegebenen Zeitschrift "Wissenschaftliche Nachrichten" Nr. 92 / 1993 S. 45 - 47  - daneben vergl. z.B. WEIXLBAUMER N: 1989 in GW-Unterricht H. 34 ) unterzubringen.

       Einen allgemein gehaltenen Welt- und Zukunftsausblick (ohne Länderkundestruktur) hatten die Geographielehrpläne im Gymnasium seit 1928  (eine Ausnahme war nur der  "vaterländische" LP 1935) und 1946 schon gehabt. Im LP 1970 waren dort auch erstmals "Entwicklungsländerprobleme" thematisiert worden.

       Die beiden (auch am Pädagogischen Institut der Stadt Wien in der Probelehrerausbildung tätigen)  LP-Kommissionsmitglieder P.LADINGER und W.SCHAUER erstellten daher im Auftrag der LP-Gruppe  ein erstes Diskussionspapier (Auffüllung der vorgegebenen Themen mit LZ und L-Inhalten).

     Es soll hier  ebenfalls  noch abgedruckt werden,  um erstens  unterschiedliche Vorstellungen in der Gruppe transparent zu machen und um zweitens auch hier den Vergleich mit dem späteren LP- Text  zu ermöglichen:

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Entwurf  8. Klasse  (2 Wochenstunden)  von   P. LADINGER u. W. SCHAUER :   vom 18.3.1988

Jahresthema: KRAFTFELDER  DER  WELTWIRTSCHAFT  UND  WELTPOLITIK :

1. Fragen der europäischen Integration :

1.1  Die historische Entwicklung und den heutigen Stand der Integration Europas analysieren.

1.2  Die Zielsetzungen der EG und des RGW verstehen und die Wirtschaftspotentiale sowie ihre Stellung in der Welt vergleichen.

1.3  Regionale Disparitäten innerhalb der Gemeinschaft erkennen  und die Notwendigkeit entsprechender Fördermaßnahmen verstehen.

      INHALTE: Europaidee, Ost-West Konflikt, Europäische Organisationen, Leitlinien der EG und des RGW, Organisationsschema, Daten zur Wirtschafts- und Sozialstruktur, Wohlstandsgefälle innerhalb der Gemeinschaften, Problemregionen, Beispiele für regionale Entwicklungsprogramme.

2. Wahrnehmung von Staaten, Länderimage :

2.1 Erkennen, daß die oft zufälligen und einseitigen Informationen zu Vorurteilen führen können.

2.2 Andere Wertmaßstäbe als Grundlage für die Bewertung verschiedener Gesellschaftssysteme verstehen lernen.

     INHALTE: Informationsfülle, Zufälligkeit der Auswahl, einseitige Bilder von Staaten und Gesellschaftssystemen, Entstehen von Vorurteilen und Klischees, unterschiedliche Wertvorstellungen, europäische Verhaltensmuster.

.

3. Globale Disparitäten :

3.1 Innere und äußere Faktoren als Erkl„rungsmodell für unterschiedliche, wirtschaftliche Entwicklungen an konkreten Beispielen kennenlernen.

3.2 Die Rolle des Welthandels für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung von Industrie-und Entwicklungsländern analysieren und seine Möglichkeiten für den Abbau bestehender Disparitäten einschätzen.

3.3 Mittel und langfristige Strategien zum Abbau bestehender globaler Disparitäten bewerten.

     INHALTE: Entwicklungstheorien, Gunst- und Ungunstzonen, Entwicklungsmodelle, Merkmale des Welthandels, Auswirkungen, Kritik aus der Sicht der Entwicklungsländer, Neuorientierung der Entwicklungs- und Handelspolitik.  

.

  4. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunftsvorstellungen :

4.1 Begründen, daß die Erde unter ökologischer Sicht als begrenzter Raum für die menschliche Gesellschaft eingeschätzt werden muß.

4.2 Die Konturen einer neuen Weltwirtschaftsordnung aufzeigen und die Position der Entwicklungsländer kennenlernen.

4.3 Die Problematik der Erstellung von Prognosen an konkreten Beispielen aus der Vergangenheit beleuchten.

  INHALTE: Internationale Rohstofflenkung, globale Umwelt- und Raumordnungsmaßnahmen, Bevölkerungsentwicklung und Verteilung, zwischenstaatliche Wirtschaftslenkung, Bevölkerungs- und Wirtschaftsprognosen.

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Untersucht man die bis zur endgültigen LP-Textierung erfolgten Veränderungen, so ist eine stärker politische Machtstrukturen herausstellende Umorientierung feststellbar:

* Eine - wahrscheinlich logischere Umreihung - nämlich das "Perceptionsthema" an die erste Stelle zu stellen,  erfolgte zwar nicht, statt des zT. Ziele und Inhalte der 5.Klasse (ökologische Sicht der Erde als begrenzten Raum, Bevölkerungsentwicklung und Verteilung) wiederholenden letzten Themas des obigen Vorschlags, wurde ein Thema "Fragend des Welthandels" hinzugefügt.    

* Bei Thema 1  wurde eine der zukünftigen Schlüsselfragen für die Außen- und Wirtschaftspolitik Österreichs (EG-"Anschluß") verpflichtend als LZ 1.3 hinzugenommen. Die weggefallenen "regionalen Disparitäten" waren im Grunde genommen auch schon im 5. Thema der 6.Klasse behandelt worden.

* Bei dem neu hinzugefügten Thema 2 scheinen neue, komplexere und mehr theoretisches Vorwissen fordernde Ziele und Inhalte auf:

* Die Handelspolitischen Intentionen der Industriestaaten in Theorie (= Wunsch-, Propagandavorstellungen) und Praxis (= Auswirkungen) sollen verglichen werden; die Mechanismen des internationalen Geld- und Zahlungsverkehrs ( als ökonomische Machtstrukturen ?) beleuchtet werden.

* Bei Thema 3 wurde die Wahrnehmung von Staaten auch auf die von (sozialen)  Gruppen erweitert.

Interessant der Vergleich der LP-Angaben der 8.Klasse (LP AHS-Oberstufe BGBl 63. Vdg. v. 7. Feb. 1989 S. 750f)  bezüglich Dritter Welt und Entwicklungsfragen mit denen der 4.Klasse  ( LP-AHS-Unterstufe BGBl. 591 v. 6. Nov. 1986, S.  3825):

Sind in der letzten Klasse der Unterstufe nur kurz "einige Erklärungsansätze für die Ursachen unterschiedlicher Entwicklung zu vergleichen und zu überprüfen" so sollen im letzten Jahr der AHS zukünftig stärker die Hinterfragung oberflächlich als evident erscheinender Sachverhalte (auf abstrakterem Niveau) erfolgen: "unterschiedliche Vorstellungen und Wertungen des Entwicklungsbegriffs", "Verwendung sozioökonomische Daten als Indikatoren" sollen kritisch überprüft werden; "theoretische Erklärungsansätze sollen überprüft werden.

Hier bietet die höhere Altersstufe (und das Bildungsziel "Studierfähigkeit" ganz andere Möglichkeiten als sie bisher im Unterricht in der 5.Klasse der AHS-Oberstufe möglich waren oder im alten LP der "Arbeitsgemeinschaft" in der 8.Klasse vorgeschrieben waren !

Das was generell in diesem LP (trotz manch noch immer verschwommen gebliebener Formulierungen) feststellbar ist, nämlich ein weitaus stärkeres Einfließen sozialwissenschaftlicher Theoriebildung, das zeigte sich auch in diesem letzten Beispiel.

An der Aus- und der Fortbildung (und dem Niveau des Buchangebots) wird es liegen, wie im breiten Durchschnitt der Schulen die hier angeführten Ansprüche auch umgesetzt werden können.

Das bezieht sich auch beispielsweise auf andere LP-Teile :

Oberflächlich betrachtet folgt die 5.Klasse (auf ihren Kompromißcharakter wurde schon hingewiesen) ja der traditionellen länderkundlichen Vorstellung zuerst den RAUM (in seinem Naturpotential), dann die BEVÖLKERUNG und dann die WIRTSCHAFT ( als Befriedigung der Bedürfnisse) abzuhandeln. Neu ist aber nicht nur die generelle Verschiebung von GW zu einem primär sozial- und wirtschaftswissenschaftlich fundierten Schulgegenstand, sondern auch der zeitgemäßere physiogeographische Betrachtungsansatz: die von J.FINK in Wien propagierte "Landschaftsökologie" (vergl. SCHMIDT G : 1988). Ergänzend und aufbauend auf dem Unterricht in "Biologie u. Umweltkunde" (dort in der 4.Kl. die traditionelle Physiogeographie" sowie Geologie, Deckenbau etc.) soll eben an einem kleinräumigen Beispiel das vernetzte Zusammenwirken gezeigt werden.

Ähnlich neu ist auch die dezitierte Forderung  in der 6.Klasse eine Betriebserkundung durchzuführen. Auch hier öffnet sich ein Defizit der bisherigen Aus- und Fortbildung (wie bei vielen Inhalten der 8.Klasse auch). Ähnlich dem "Geländepraktikum" müßte verpflichtend in der Ausbildung ein solches Praktikum angeboten werden (an der Wiener Uni boten W. Sitte und M.HofmanSchneller im SS 88 erstmals in einem Seminar solches an.)

     Das Schaubild der nächsten Seite soll ebenso wie das für den Unterstufen-LP eine theoretische und aufbauende Struktur leichter erkennen lassen:

 

 

L E H R P L A N S T R U K T U R    G W    A H S - OBERSTUFE    1989

8. Kl. 

 KRAFTFELDER  DER  WELTWIRTSCHAFT u. WELTPOLITIK

  • Die Perception der Umwelt

  • Fragen der europäischen Integration

  • Fragen des Welthandels

  • Globale Disparitäten  

7. Kl

RAUM - GESELLSCHAFT - WIRTSCHAFT   ÖSTERREICHS

  • Gesamtwirtschaftliche Leistung u. Probleme  

  • Demographische u. gesellschaftliche Strukturen u. Entwicklungen

  • Wirtschafts-  u. Sozialpolitik

  • Arbeitswelt u. Unternehmen anhand v. Betriebserkundungen

  • Regionale Disparitäten in Österreich

  • Ökologie u. Umweltprobleme durch Wirtschaft u. Freizeitverhalten  

6. Kl

 DIE INDUSTRIELLE PRODUKTION VERÄNDERT

 ARBEITS- u. LEBENSWEISEN  sowie RÄUME    

  •   Gesellschaftliche Ursachen u. wirtschaftliche

  •   Auswirkungen von Industrialisierungsprozessen

  •   Industrielle Produktions- u. Organisationsformen  

  •   Spannungsverhältnis zwischen Ökonomie u. Umwelt  

  •   Zusammenhänge von Industrialisierung  u. Verstädterung

  •   Räumliche Differenzierung in Aktiv- u. Passivräume  

5. Kl

DER  MENSCH  UND  SEIN  LEBENSRAUM    

  •  Landschaftsökologische Prozesse u. Zonen auf d. Erde

  •   Demographische u. gesellschaftliche Strukturen u. Prozesse auf d. Erde

  •   Wirtschaftliche Bedürfnisse u. d. Nutzung d. natürlichen Ressourcen auf d. Erde

  •   Regionalisierungsmöglichkeiten der Erde

Vgl. LP-Text in BGBl.  63. Vdg v. 7. Feb. 1989 S. 746-753 und 884-850) bzw. auch bei http://gw.eduhi.at 

bzw. Schema vgl. in LEHRPLANSERVICE Geographie u. Wirtschaftskunde, Kommentar AHS-Oberstufe. ÖBV Wien 1990

7.2.4       Das neu eingeführte  Wahlpflichtfach  ( W P F ) :

     Für die Arbeit der LP-Kommission in diesem ersten Jahr war, wie erwähnt, der Umstand bestimmend,  daß die Klassenlehrpläne 5., 6. und 7. Klasse AHS-Oberstufe (ohne Wiku-RG)  bis Anfang des Jahres 1988  in einer Phase erstellt  worden sind,  als noch keine Klarheit  über die äußere Reform(bedingungen)  für eine neue AHS-Oberstufe vorlag.

       Erst in der LP-Kommissionssitzung vom 18. Februar 1988,berichtete der Koordinator  über die  bei der ZAG III im BMUKS am 25.Jänner 1988 erfolgte Festlegung der Stundentafeln und den dort gefallenen Beschluß nur je ein WAHLPFLICHTFACH pro Gegenstand zu führen.

     Zunächst war dabei nur von einem Wahlpflichtfach WIRTSCHAFTSKUNDE  die Rede.

     Die LP-Kommission GW sprach sich daraufhin dafür aus, die Forderung zu vertreten, da im Wahlpflichtfach auch raumrelevante Themen  einzubeziehen seien,  daß das WPF  "Geographie und Wirtschaftskunde" heißen solle.

     Nach Aussagen von F.FORSTER,  dem am stärksten politisch verankerten LP- Kommissionsmitglied und Vorsitzenden der BundesARGE-GW an AHS,  ist dieses auf den Vorstoß  des Vertreters der Bundeswirtschaftskammer, G.PISKATY zurückzuführen gewesen. Nach einem sofortigen Rundruf FORSTERs bei den ARGE-Leitern der Bundesländer  (die sich alle gegen diese rein wirtschaftskundliche Ausrichtung des WPFs aussprachen), wurde die Bundes-ARGE im BMUK MR Benedikt vorstellig. Da dieser, als auch Sektionschef Leitner diesen Vorstoß unterstützten,  erfolgte dann die Ausweitung auf das WPF  GW.

       In einer manuskriptartig  vervielfältigten Information der Sektion AHS, in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst vom Jänner 1988 (abgedruckt in den Februarheften der verschiedenen Lehrerzeitungen zB. in "ahs-aktuell" Folge 49, S.3 und im Gewerkschaftsorgan "die allgemeinbildende höhere Schule", 2/88,S.34) hieß es dann nur mehr:     "als Wahlpflichtgegenstände können angeboten werden zusätzlich ...; vertiefend und erweiternd: zu den in den jeweiligen Oberstufenformen geführten Unterrichtsgegenständen."

     Im  "Rundschreiben Nr.4/88"  des Zentralausschuß beim BMUK für Lehrer an AHS, vom 21.3.1988 wurde auf s.2 von einer  (noch immer inoffiziellen) Stundentafel berichtet, die bei einer LSI- Konferenz am 16.3.88 zur Verteilung gelangt war. Die Stundentafel hatte demnach Änderungen erfahren, die u.a. inhaltliche Erweiterungen und Umbenennungen bei drei Wahlpflichtgegenständen anmerkte   

* von "Politischer Bildung u. Rechtskunde" auf "Geschichte u. Sozialkunde, Politische Bildung u. Rechtskunde" ;

* von "Wirtschaftskunde" auf "Geographie und Wirtschaftskunde" ;

* von "Psychologie und Philosophie"  auf "Psychologie, Pädagogik u. Philosophie". 

Da im Frühjahr, ab März 1988 schon das Begutachtungsverfahren für die 11.SchOG-Novelle lief,  mußten auch die  LP-Entwürfe der einzelnen Fächer vor dem Sommer 1988 abgeschlossen sein, um ebenfalls in die  Begutachtung  zu gehen  (diese war dann  laut der LP-Kommission übermittelten Ergebnisse,   Zl. 11012/125-I/2/88, Mitte August zuende (siehe nächster Abschnitt dieses Kapitels).  

In dieser nur knappen Zeitspanne mußte die Kommission für GW bis April 1988 noch die 8.Klasse = Maturaklasse (nach den schon erwähnten Vorarbeiten von KRAMER, MALCIK, SITTE W. und ZACH)  fertigstellen, die typenbildende Ergänzung für die Stoffausweitung "Wirtschaftskunde" im Wiku-RG, einen Katalog von fächerübergreifenden Querverbindungen  (der - wenn auch erst nachträglich ermittelt - 1989 erstmals in einem LP aufschien) und die LP-Unterlage für das Wahlpflichtfach erstellen.

Für das im Regelschulwesen neu eingeführte Wahlpflichtfach (WPF) wurde in starkem Maße  auf die Vorarbeiten und Texte des Schulversuchs (siehe zu diesem im Kap. 6)  zurückgegriffen.

      Von einem burgenländischen Kollegen Mag. H. ROJACZ lag die, schon im vorhergegangenen Kapitel erwähnte  Zusammenstellung zum  Wahlpflichtgegenstand "Geographie"  im Schulversuch AHS-Oberstufe vor. Er war es auch, der darin als Erweiterungen gegenüber dem Schulversuchstextes, die verbindliche Durchführung eines Projekts  ( Der SSR f. Wien war der erste Landesschulrat in Österreich, in dem spezielle Erlässe zur Erleichterung der projektarbeit - zB. Aufsichtspflicht etc. verordnet wurden - vgl. daztu das eigene erste Themenheft der "Mitteilungen d. Päd. Instituts d. Stadt Wien" vom Februar 1984))  im WPF der 6. oder 7. Klasse und die verstärkte fächerübergreifende Behandlung der Themen einbrachte.  Für das WPF "Wirtschaftskunde"  gab es  darüber hinaus  die  publizierten Arbeiten von W. MALCIK (1983 ab, 1986 ab).

       Der aus dem Schulversuch kommende Oberösterreicher Mag. H. THEMESSL stellte als Diskussionsvorschlag gemeinsam mit seinem oberösterreichischen Kollegen Mag. F. FORSTER aus den Unterlagen des ARBEITSBERICHTs  H.III/26/GWK A (abgedruckt in WOHLSCHLÄGL/Ch.SITTE: 1986, S.297-301 = GW-UNTERRICHT 23 / 1986 - siehe auch im Anhang dieser Arbeit) aus den beiden WPF des Schulversuchs   e i n  gemeinsames WPF "GW" zusammen. Wie schon im Schulversuch, war vom BMUK für die WPF vorgegeben worden, die Lehrplanvorgabe modulartig zu gestalten. Aus den angebotenen Modulen, sollten im WPF Schüler und Lehrer dann eine bestimmte Anzahl von Themen (in GW jährlich mindestens 6 Themen, "wobei eine Ausgewogenheit zwischen geographischen und wirtschaftskundlichen Themen anzustreben"  sei  auswählen. Durch diesen modulartigen Aufbau, soll eine sowohl ein- als auch zweijährige Teilnahme am WPF ermöglicht werden.

Interessant FORSTER/THEMESSLs Auswahl :

(die Themen sind hier nicht im Detail angeführt, da man sie nach den angegebenen Nummern - G für WPF "Geographie" und  W für WPF "Wirtschaftskunde" des Schulversuchs, T für WPF-Vorschlag GW von Forster/Themessl - aus den Dokumenten im Anhang eruieren kann).

Aus den zwei mal 26 Themen wählten sie 33 für das nun gemeinsame WPF GW aus:

G1/W1, G2, G4, G5, G8, G11, G13, G15, G18, G20, G21, G22, G23, G25 

 T1    T2  T3  T4  T5  T6   T7   T8   T9   T10  T11  T12  T13  T14

 

W4, W5/7, W8, W10, W11, W12, W13, W14/15, W16, W17, W18, W19, W20   

T17 T18   T19 T20  T21  T22  T23  T24     T25  T26  T27  T28  T29

 

W21, W22, W24, W26

T30  T31  T32  T33

 

NEU fügten sie hinzu:

T15 : Der computerunterstützte Geographie- u.Wirtschaftskundeunter.

T16 : Das Weltraumbild und seine Auswertungsmöglichkeiten.

NICHT berücksichtigten sie aus diesem vorliegenden Text in ihrem neuen (Gesamt)Vorschlag interessanterweise :

G24: Freizeitverhalten und Raumbedarf:

      Wechselbeziehungen zwischen Landschaft und Fremdenverkehr,

      die Wandlung u. Inwertsetzung von Räumen, Tragfähigkeit

      einer Fremdenverkehrsregion. Umweltwahrnehmung, das Bild einer Region unter verschiedenen Erwartungsansprüchen,

W26: Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie und Lösungsversuch: an einem Beispiel.

Auch der spätere Hinweis auf die verpflichtende Durchführung von  Projekten fehlte noch (außer dort, wo das Wort Projekt schon bei einzelnen Themen im Schulversuch dabeigestanden war).

In der LP-Kommissionsarbeit erhöhte sich die Anzahl der zur Auswahl stehenden Themen dann auf 43 (im endgültigen LP-Text von 1989).

Auffällig ist, daß im Verordnungstext eine ziemlich willkürliche Reihung  geographischer und wirtschaftskundlicher Themenangebote feststellbar ist.  Mit dieser Feststellung konfrontiert, meinten vom Autor dieser Arbeit interviewten Kommissionsmitgliedern, dass man nicht durch eine Reihung bestimmte Schwerpunkte setzen wollte.

In der endgültigen Verteilung im LP-1989 kann man 20 Themen als rein wirtschaftskundlich, 17 aus GW und 6 geographisch bezeichnen.

Einerseits wurden zusätzlich zu Forster/Themessls Papier noch einige Themen aus dem Schulversuch hinzugenommen (zB. G3), andererseits einige neu hinzugefügt:

Die LP T 8 (Gesellschaftliche u.wirtschaftliche Stellung d.Frau), LP T 12 (Verkehr und Umwelt),  LP T 18  (Kinder und Jugendliche)  LP T 14 (Weltraumbilder), LP T 24 (Fragen des Tourismus - eigentlich eine Vereinfachung  des alten, oben als fehlend bezeichneten G 24), LP T 26 (computerunterstützter GW-Unterricht), LP T 32 (Vergleiche), LP T 40 (Räumliche Mobilität), LP T 43 (spezielle Fragen der Europäischen Integration) und sozusagen als "Zuckerl" für die ansonsten abgeschaffte "Länderkunde" (und ihre in der Lehrerschaft vertretene Lobby:) LP T 42 (Ländermonographie) . 

       Es wird sicherlich, wie bei vielen Punkten der beiden LP-Reformen 1985 und 1989 eine Frage der Fortbildung sein, welche Themen im Laufe der Zeit angeboten werden.

Ähnlich wie auch beim Projektunterricht,  wäre hier in einigen Jahren eine (bundesweite)  Untersuchung lohnenswert,  an wievielen Schulen überhaupt  WPF "GW"  geführt werden, welche Themen bevorzugt, welche (fast) nie zur Auswahl kommen (es könnte sich ja wie schon im Schulversuch  bzw. bei Maturafragen zur Wirtschaftskunde, eine kleine Gruppe, relativ trivialer Bereiche als Standard herausschälen).

Da es in absehbarer Zeit sicher keine approbierten Schulbücher auf der Schulbuchliste für die WPF (schon bedingt durch die Themen) geben wird, ist anzunehmen, daß die schon jetzt in der Lehrerfortbildung tätigen Institutionen, wie Volkswirtschaftliche Gesellschaft oder Arbeitswelt-und-Schule der AK hier als Anbieter von Unterrichtsmaterial aufscheinen werden.

Dies wäre aber auch eine Möglichkeit für die Geographischen Institute der Universitäten wieder in die Lehrerfortbildung einzusteigen ( Lehrerfortbildung ist seit 1983 = 7. SCHOG-Novelle 1982, ausschließlich Sache der Pädagogischen Institute der Länder - vgl. bei E. KUTSCHERA 1982 in E&U). Produkte fachdidaktischer Lehr- und Forschungsarbeit  könnten in Heften (man müßte bedenken, daß für die ca 50 Wochenstunden pro Schuljahr  mindestens 6 Themen  im WPF durchzunehmen wären) zu günstigen Preisen für den Kauf der Kustodiate-GW in den Schulen angeboten werden (Anm. Ch.S. 2002 .. oder im Internet stehen...).  Diese sind sowieso zur Zeit gezwungen besonders für den geographischen Teil auf Angebote für den Kursunterricht der BRD-Oberstufe zurückzugreifen oder Zeitschriftenaufsätze heranzuziehen. Der Vorteil dieses Kaufes über die Kustodiate wäre auch, die (wie im entsprechenden Kap. 10.3 noch nachgewiesen werden wird) in manchen innovativen Dingen eher restriktiven , Approbationskommissionen umgehen zu können, bzw. über derartige "Musterprodukte" Einfluß auf die Gestaltung und Inhalte von Schulbüchern im Kernfach GW anregend zu wirken !  

(Anm. Ch.S. 2001: eine Hoffnung die auch bezüglich der versuchsweisen Einführung von "Englisch als Arbeitssprache" (EAA) in Geographie und dazu in Österreich aus Großbritannien übernommener Schulbücher für das GCSE-Niveau - anzumerken ist - vgl. Ch.SITTE in "Wissenschaftliche Nachrichten" (Hg. BMUK) Nr. 106/1998 und Nr. 115 / 2001 S. 47-49  bzw. die Webseite http://www.bildungsservice.at/faecher/e_a_a/geographie/index.htm

 .

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Ch.S. 2001